07.05.2023

„Bist du bereit fü“ – „Nein“ – „Ok“

06.05.2023

Ein Klischee von einem in die Jahre gekommenen, Frauen umwerbenden, „O Sole Mio“ singenden, italienischen Kellner mit Krawatte, gestärkter Schürze und Alleinunterhalteramibitionen.

Ich bestelle die Spargelpizza ohne zu lachen.

05.05.2023

Auf dem Hof der Feuerwehr sitzt eine Gruppe Kindergartenkinder vor dem Leiterwagen und wartet gespannt darauf, dass sich der Korb in Bewegung setzt. Die Erzieherin läuft aufgeregt hin und her, aber die Kinder halten ganz still.

Vor mir an der Kasse drückt ein telefonierender Mann der Verkäuferin ein Bündel Geldscheine in die Hand, damit sie sich die 1.200 Euro selber abzählt. Er geht mit zwei riesigen Papiertüten. Ich habe für mein neues Hemd eine Fahrradtasche dabei und zahle mit Karte.

Von den Fenstern des Tanzstudios aus schaut man auf einen Friedhof. Die Bäume, Büsche und Wiesen sind maximal Frühlingsgrün. Lebendiger geht es kaum.

04.05.2023

Kurz wegnicken in der Mittagssonne zwischen Spiel- und den Sportgeräten, mitten im Prenzlauer Berg, auf dem halben Weg zum Wochenende die Wanderung unterbrechen, mit einem Buch auf dem Bauch, mehr gut gemeines Alibi als dass ich wirklich darin vorankommen würde, aber zwei Seiten nach den Essensresten von gestern sind zwei Seiten mehr als sich direkt in die Bank sinken zu lassen.

03.05.2023

Wir knüpfen einen Teppich, entwirren ein Knäuel, passen uns Bälle hin und her, ganz so sicher bin ich mir mit den Metaphern nicht, aber ich favorisiere die textilen und die prozessorientierten, damit keine heißen Schuldkartoffeln herumgereicht werden. Dann muss ich auch nicht sagen, dass ich eifersüchtig bin und auf wen, sondern kann sagen, dass in der Topografie des Gruppengefüges gerade an bestimmten Schnittstellen interessante Verdichtungen sichtbar werden, die da ein Thema aufmachen, zu dem ich ein paar Anknüpfungspunkte anbieten könnte.

02.05.2023

Eine Geburtsankündigung per BeReal. Sehr real. Bei LinkedIn dann eine Todesmeldung von jemanden, den ich nie persönlich kennengelernt habe, aber dessen Stimme mir vertraut war. Sehr irreal.

Letztens habe ich auf Instagram unter einem schwarz-weiß Porträt den Kommentar gelesen: „Ihr könnt mich doch nicht so erschrecken!“. Er hatte mehrere hundert Likes. Und er hatte recht.

Die republikanische Partei und Amnesty International haben angefangen, in ihren Kampagnen computergenerierte Bilder von Schreckensszenarien zu verwenden. Die Gewerkschaft der Kriegsfotograf:innen ist entrüstet. Gerade wurde es wieder spannend.

01.05.2023

Mai?
Mai!
M a i
1. Mai sogar

„Diese lauten Krawalldemos sind ja nichts für mich“, sage ich und angele mir ein Stück Sushi von der anderen Seite des Tischs, das mich besonders anlacht. „Der einzige Akt des Widerstands heute richtet sich gegen die Bettgehzeit“, füge ich hinzu und verlasse die Dachterrasse, um die Siebträgermaschine vorzuheizen.

„#hedonisticselfcare ist auch Widerstand“, ruft mir L. hinterher.

Soll mir recht sein.