Zurück in Brandenburg, Landstraßenkilometer erschleichen.
Schon nachdem ich Spandau verlassen habe, muss ich mir eingestehen, dass ich heute besser ganz frei gemacht hätte, bin dann aber zu stolz und enttäuscht von mir um umzudrehen. Normalerweise tut mir das ja gut und gestern hatte ich auch allen erzählt, dass ich heute, aber egal, einfach weiterfahren. Unentschlossen und überfordert am Bahnhof stehen kann ich auf dem Rückweg auch noch. Noch so eine schlechte Entscheidung aus falscher Konsequenz.
An einem Waldweg sitzt eine Prostituierte auf einem Klappstuhl, grinst mich an und wackelt mit ihren Flip Flops, als ich vorbeifahre. An der nächsten Abzweigung steht eine mindestens dreimal so alte Frau neben einem Anhänger, von dem sie Erdbeeren, Kirschen und Wachteleier aus Freilandhaltung verkauft.
Rennradfahrer überholen mich und schauen verbissen. Auf meinem alten Fahrrad konnte ich besser freihändig fahren. Mein Hemd ist weit genug, dass der Schweiß ungestört von der Achsel bis zum Ellenbogen rinnt. Motorradmänner knattern an mir vorbei und ihre buschigen Schnauzbärte flattern im Wind. Das Hörspiel kommt nicht gegen die Motoren an. Sowieso ist die Route zu laut. Ich will mich am Sonntag nicht abkapseln müssen und eigentlich heute nur das.
Um das Wildniskerngebiet, einem alten Truppenübungsgelände, wurden drei Zäune gezogen, als wäre irgendwo zwischen den alten Bunkern ein Labor versteckt, in dem Dinosaurier geklont werden. Die Schilder warnen vor alter Munition, einstürzenden Gebäuden und großen Wildtieren. Betreten strengstens verboten. Die Wölfe sind vielleicht nur eine Tarnung. Wie die Wut. Wenn ich tief genug in den Bauch atme, tritt die kurz zur Seite und macht der Trauer Platz.