07.04.2024

Arbeitshose, Hosenträger, ein hochgekrempeltes kariertes Hemd und auf dem Kopf ein Seitenscheitel vom Wind oder Schweiß zerteilt. Mein Opa ist auf dem Foto leicht verschwommen, denn geht an der Kamera vorbei. Leicht entrückt, so wie auch die Erinnerung an seine Stimme langsam verblasst. So jung habe ich ihn nie gekannt. Ich könnte heute älter sein. Wie die meisten Fotos, die beim Familientreffen zum Mitnehmen auslagen, ist auch dieses nicht datiert.

In der einen Hand hält er einen Eimer, in der anderen, der rechten, nur den weiten Schwung des Arms. Hitlerjugend war in dem Jahrgang noch drin, oder? Auch eine Sache über die wir nie gesprochen haben. Seine Arme sind kräftigt und wessen Arme so schwingen, der hat ein Ziel, will wo hin oder ein Lied auf den Lippen. Wahrscheinlich beides.

Im Hintergrund sind überbelichtet ein Hof, mehrere Scheunentore zwischen Klinkerfachwerk und ein großes Dach zu sehen, das den Kopf oberhalb der Nase teilt. Die Augen meines Opas fixieren die Kamera. Ob ernst oder schelmisch ist schwer zu sagen. Ich sehe, was ich erinnere, den Protestantismus und den Charmeur. Pack das Ding weg und mit an, ich hatte nicht die Chance meine Frisur zu richten. Ich habe nicht nur die Haarstruktur, sondern auch die Eitelkeit geerbt.