Ein Gespenst geht um in Europa und trotzdem sollte ich nicht versuchen, den protestantischen Arbeitsethos auszutreiben. Nicht nur, weil es viel zu gewalttätig ist und mir Brutalität nicht steht. Wirklich los werde ich das alte Erbstück eh nie ganz, und je mehr ich darauf einschlage, desto mehr schäme mich für die hinterlassenen Spuren und dann ist das Gespenst noch viel präsenter, als wenn ich es ignoriert hätte.
Den protestantischen Arbeitsethos bei Bedarf liebevoll aber bestimmt bitten aus dem Weg zu gehen, klingt natürlich viel unspektakulärer und auch irgendwie nicht nach echter Arbeit, aber das ist die Falle: Sich arrangieren und behaupten kommt ohne Scheiterhaufen und Fackelmarsch. Fertig bin ich eben nicht, wenn’s wehtut, sondern wenn es sich stimmig anfühlt; ohne fremde Autorität, ohne warten auf eine Freigabe und ohne eingebautes Aber.
Außerdem: Ganz loswerden will es ja auch nicht. Es war ja nicht alles schlimm im Kommunismus.