Ich habe Tickets für eine Biodiversitätsshow gewonnen, was nichts anders ist als ein moderner Diavortrag mit hochauflösenden Videos und elektronischer Livemusik, aber es scheint zu funktionieren, denn die Frau aus der Senatsverwaltung sagt, dass sie selten so ein junges Publikum in diesem Saal gesehen hat. Das heißt, durchschnittlich unter 40 – fehlen also nur noch die 47 Millionen Deutschen, die älter sind.
Die Show ist so aufgebaut, dass sich beeindruckende Bilder und Fakten mit Schreckensmeldungen und Musikpassagen abwechseln. „Jetzt genießen wir zum nächsten Stück aber erst mal die wunderbare Welt der Vögel“, sagt sich so einfach, aber wenn ich in Gedanken noch bei Versiegelung, Ackergiften und dem Insektensterben bin, sehe ich in der Schönheit nur den Verlust. Das ist die wichtigste Lektion und die gibt es gleich am Anfang: Biodiversität ungleich Artenvielfalt, aber mit beidem sieht es sehr schlecht aus. Im Laufe des Abends knibbel ich mir die Haut neben den Fingernägeln blutig, als würde das irgendetwas daran ändern.