08.10.2019

Im kleinen roten Buch, das ich in der Badewanne mit dem grünen Badezusatz lese, schreibt der Autor, von dem ich gerade alles lese, was ich antiquarisch zwischen die Finger bekomme:

[…] Dann sah er sich in seiner ganz kindlichen, nun seltsam bewußt gewordenen, grell erlebten Verwirrung, seinem Schwachmut zwischen den großen Rücken sehen: die Einschnürung. Qabd wa-bast, ‚Einschnürung und Ausdehnung‘, nenne die Sufis die eiden Grundzustände, in deren dialektischer Folge sich die mystische, wenn nicht alle Erfahrung vollzieht, bei Hegel ja auch in der Geschichte. Ibn Arabi erkannte in qabd wa-bast ausdrücklich ein Vorgefühl, das die Seele von den Dingen habe bevor diese in den Bereich der äußeren Sinne träten. […]

Und im dicken roten Buch auf dem Schreibtisch schreibt ein anderer:

[…] Leiblich sein bedeutet in erster Linie: Zwischen Enge und Weite in der Mitte zu stehen und weder von dieser noch jener ganz loszukommen, wenigstens so lange, wie das bewußte Erleben währt. […]

Das Vorgefühl könnte man also auch die Bedingung aller Erfahrung, den Leib nennen, der nicht mit dem Körper zu verwechseln ist:

[…] Das eigenleiblich Gespürte ist stets räumlich ausgedehnt wie der sicht- und tastbare Körper, aber in wesentlich anderer Weise. Dieser Körper hat nach außen eine scharfe, flächige Grenze an der Haut. Der spürbare Leib hat keine Haut und keine Flächen. […] Das leiblich Gespürte ist genau so unteilbar ausgedehnt wie das Volumen weit ausladender, etwa massig dumpf ergossener Klänge, und gleich solche Volumen doch keineswegs ungegliedert, sonder eigentümlich strukturiert und artikuliert. […]

Sein Lieblingsbeispiel ist „das ganzheitlich den Leib durchflutende Behagen in der Badewanne“. Aber er schreib nicht so, als würde er Badezusätze verwenden, die an vernachlässigte Aquarien erinnern.