11.06.2021

Nach dem Yoga mit Mate (so heißt der Mann im Video, nicht das Getränk) driften meine Gedanken von der Balkonwand und vom Atem immer wieder zu einem Bild ab, auf dem ein Tyrannosaurus Rex wegen seiner kurzen Arme an einer Yoga-Pose scheitert. Darüber steht „T-Rex Hates Chaturanga“. Als ich später google, wie man Schaturanga richtig schreibt, stoße ich auf einen Blogeintrag zu dem Meme:

why DOES t-rex hate chaturanga?
well, i’m pretty sure he hates everything. he’s pretty much a hater.
and clearly, his ultra short arms aren’t helping him press his hands firmly into his mat. but it probably has more to do with his lack of core body integration…see that hinge in his hips? shouldn’t be there. and since he can’t straighten his legs, or put his knees down, he’s stuck in that weird bent knee posture that doesn’t help anyone. luckily, you’re not a T-Rex. ok, maybe you are, and if so, i congratulate you on your literacy skills. but if you’re not a T-Rex, our DOIN’ IT RIGHT workshop on april 27 will help you fine tune your chaturanga/low-push up/low plank to get you strong and stress free. (not to mention some sexy yoga arms.)

In dem Moment weiß ich aber noch nicht wie man Shaturanga schreibt und ich habe auch das Bild nicht vor Augen, denn wie mein Bruder auch, habe ich quasi kein visuelles Vorstellungsvermögen, sondern erinnere eher das Konzept des Bildes. Dieses erste abstrakte Bild überlagert sich mit seinem zweiten, seinem Nachfolger, einer Aufnahme aus dem australischen Unterholz, die mich immer an Schambehaarung erinnert, heute aber sehr traurig macht, weil ich darauf der T-Rex bin, zumindest als das Bild entstand.

Ich fand das erste Bild auch nie lustig. Ich hatte immer Mitleid mit der Mühe, die er sich trotz seiner kurzen Arme macht. Mir haben solche Positionen aber auch nie Probleme bereitet, das macht bestimmt einen Unterschied. In meinem Auge ist der Böse nicht die Haltung, sondern der Betrachter. Das schlimmste ist, wenn sich über jemanden lustig gemacht wird, der sich anstrengt alles richtigzumachen. Das erzählt mehr über mich als über den T-Rex und Australien. So sitze ich da, morgens um sieben, verschwitzt und mit geöffnetem Herzen und Becken und muss mich anders hinsetzen, das ich bei all der Traurigkeit die aufsteigt überhaupt noch Luft bekomme.