12.05.2021

Zum ersten Mal stehe ich vor Aldi in der Schlange, morgen ist also Feiertag, – gut zu wissen – und obwohl es zuzieht, ist immer noch kein Gewitter in Sicht.

Nach dem Abendessen baue ich mir im Wohnzimmer ein kleines Tanzstudio auf. Ich rolle den Teppich zusammen, lege eine Yogamatte zwischen mich und die Splitter in den Dielen und zünde eine Kerze an. Wenn sich die Treppe zum Obergeschoss schon nicht schließen lässt wie die Tür zum Flur, dann will ich wenigstens einen Lichtkokon, um mich darin verletzlich zu machen.

Zum Auflockern suche ich mir ein Video aus. Der Trainer stellt sich mit seinen Pronomen vor und beschreibt dann, wie er aussieht, was er trägt und wie er steht. Unerwartete Inklusivität hat oft etwas Komisches. Weil er bei seinen Sequenzen auch immer Rollstühle mitdenkt, sind seine Beschreibungen sehr vage und lassen viel Raum für Improvisation und Variationen, seine eigenen Bewegungen hingegen sind präzise und irritierend bestimmt, weswegen ich ab der zweiten Hälfte den Blick auf den Bildschirm vermeide.