Jahr: 2018

07.01.2018

Sonntagnachmittag, verstrahlt und durchgefroren in der S-Bahn mit der antiquarischen Flohmarktbeute im Arm. Touristen fragen mich nach dem Weg. – Als würde ich hier schon ewig leben.

Sonntagabend, mit Kakao und Notizbuch auf dem Sofa. Uniformierte Wochenendraver stellen am Küchentisch eine chemische Einkaufsliste für den Weg ins Berghain zusammen. – Als wäre ich hier gerade aus vom Dorf hergezogen.

06.01.2018

03:09:14 – Es ist zu Ende. Wutohnmacht.

04:32:12 – Wir stehen in der Nachbar-WG. Alle sind nackt. Es läuft „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben„. Tränen werden mir Schweiß gestreckt.

05.01.2018

Happy Anniversary:

„Er will doch nur spielen“, endet mit Eisbären immer tödlich. Auch wenn sie unter Menschen aufgewachsen sind. Die gefährlichsten Monster sind die, die es selber erst merken, wenn der Pfleger schreit.

04.01.2018

@kusanowski fragt: Wie funktioniert Technik? – Weiß das jemand?

und @janboehm fragt: Was ist „ein Deutscher?

Beide Überlegungen vertage ich. Heute lautet die Antwort Bauarbeitersex. Dabei lassen sich nämlich beim Holzzuschnitt entstehende Aggressionen gleich abbauen und Hochbetten unbürokratisch statisch testen. Außerdem fühlen sich Sägespäne in der Unterhose ein bisschen nach Strandurlaub an.

03.01.2018

Mit Malte Welding im Ohr durch Bauhaus, Media Markt 1, Media Markt 2, Media Markt 3, Saturn und Amazon lustwandeln. Die völlige Unterwerfung der Hauselektronik unter den Maschinengöttern muss noch ein paar Tage warten. Dafür steht jetzt der Tisch. Fehlt nur noch etwas, um von der Raufasertapete abzulenken.

02.01.2018

Robert Menasse: Die Hauptstadt (459 Seiten, 24,00 EUR)

Überfrachtete Charaktere jagen ein Schwein von Brüssel bis nach Ausschwitz. Über die Sprache müssen wir separat streiten. Fasst man so den Mann ohne Eigenschaften gut zusammen? Auf jeden Fall ein notwendig europäisches Buch für den Second Screen: Was und wen gibt es wirklich?

01.01.2018

Preisfrage der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für das Jahr 2018:

Wenn einer öffentlich für sich schreibt und das für die anderen tut, ist er dann zur selben Mühe und Klarheit verpflichtet, wie wenn er sein Wort direkt an diese wendet? Ist jede Konfusion und verdichtetes Referenzenspiel, welches sich dem Anspruch eines Potentials von Mitteilbarkeit von vorneherein entzieht – im Angesicht des durch die Publikation des Textes zum Ausdruck gebrachten Geltungsanspruchs – nicht ein Ausdruck von Feigheit und der Angst vor dem Urteil aus fremder und eigener Hand? Kurz: Der Angst vor den anderen an sich zu scheitern?

Die Antwort des Preisträgers: JEIN!