Noch vor dem Mittagessen hole ich die physischen Exemplare der Masterarbeit von der Druckerei ab (fünf Exemplare aus Recyclingpapier, Kartonumschlag mit Schmuckcover in DIN A5 für 80 €), unterschreibe sie, werfe sie am anderen Ende der Stadt ein und schreibe wieder zu Hause die offizielle Einreichungsmail mit der PDF-Fassung. Nach einem kurzen Mittagsschlaf liege ich dann erst kurz in der Sonne, dann lang in der Badewanne und noch länger im Bademantel in der Hängematte auf dem Balkon. Zwischendurch versuche ich mich daran zu erinnern die Zähne nicht so sehr zusammenzubeißen und den Kiefer zu entspannen. Ich fange an, einen Brief zu schreiben und breche ihn wieder ab. Die Entspannung sickert langsam durch die Haut, aber bis zu den Muskeln ist es noch ein Stück.
Jahr: 2020
26.05.2020
“Ich bin schon so sehr mit Leben beschäftigt, wie soll ich ich dann da auch noch verkaufen, ohne das das zu meinem Leben zu … Oh.”
Gesammelte Aphorismen
25.05.2020
Nature is healing. Die Berlin-Mitte Dutts kehren nach Azeroth zurück.
24.05.2020
Beim Joggen im Park kommen mir nur mitteljunge Paare (und die, die es mal werden wollen) entgegen, die an einem Sonntagnachmittag aufs Regenradar gucken und sich vor dem Abendessen noch spontan zu einem Spaziergang durch den Tiergarten entschieden haben – man war ja heute noch nicht draußen. Er trägt einen Bart und eine offene Jacke, sie hat mehr Vertrauen in die Vorhersage und ihren dünnen Pullover, aber beide haben einen Bildungsbürgerbiomarkthintergrund. Keine Kinderwagen, aber das Auge sieht, was es will. Nach dem vierten Paar fällt es mir auf, nach dem achten glaube ich an eine Verschwörung, ab dem zehnten denke ich über mein Milieu nach. Ohne die Laufkleidung würde ich zwischen ihnen ja auch nicht weiter auffallen.
23.05.2020
Mit den Händen und der Hilfe von Flüssigkeiten Oberflächen bearbeitet.
22.05.2020
Nach einem guten Tag folgt meist einer, der nicht wirklich schlecht zu nennen ist, aber sich eben nicht am vorherigen messen lassen kann. Genauso viel vor, aber eine Spur erschöpfter, etwas weniger lächelnd und ein bisschen verbissener. So ein Freitag eben.
21.05.2020
Daniel Schreiber: Zuhause – Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen
Ein Zuhause sucht man nicht, man schafft es sich, bzw. richtet sich darin ein. Heimat hingegen gibt es nur als Verlustgefühl. Das „Ich liebe dich“ ist der performative Akt sich gemeinsam für schöne Tapeten zu entscheiden. Die Kraft des zukunftsgerichteten Als-Ob wird jedoch durch die Eingrenzung des zeitlichen Horizonts geschwächt. Die Flexibilisierung der Lebens- und Liebeswelt, die Fähigkeit, aus ökonomischen Zwang oder zum Zweck der Selbstverwirklichung, jeden Moment aufspringen zu können, macht es auch schwerer sich niederzulassen. In der Daueranspannung sind die Sehnsuchtsorte Damals und Woanders.