Ey du.
Ja?
Mach mal ein leidendes Geräusch, damit mein Mitleid nicht so wild durch den Raum schwirrt, sondern hängen bleibt.
Aber es ist ein stummes Leiden.
Das ist ja das Problem. Passiv aggressives Leid quasi.
Pffff.
Besser! Jetzt noch was mehr nach Luft schnappend und vielleicht länger gezogen, vielleicht mit einem Wimmern am Ende.
…
Jahr: 2020
15.04.2020
14.04.2020
Ergänzung beim Schreiben der Einleitung:
Eigentlich müsste es [Öffentliches] (Digitales) Heimeliges Sprechen heißen.
13.04.2020
Spaziergang zählt als Sport, oder? Die Obdachlosen und Dealer, die in der Frühlingssonne unter dem blühenden Kirschbaum im kleinen Tiergarten sitzen können nicht alle Deutsch, aber stimmen mir stumm zu.
12.04.2020
Fahrradausflug zum Wannsee. Wir sind früh genug, dass uns erst auf dem Rückweg die lange Ausflugskarawane entgegen radelt. Völlig erschöpft am Abend bekommen wir dann noch Besuch von der neuen Mitbewohnerin. Will sie höflich sein oder schmeckt ihr der Osterzopf nicht? Hoffentlich ist das der Anfang einer langen Reihe von interkulturellen Fragen des Zusammenlebens.
11.04.2020
Verlesen. Da steht doch Abwesenheit Abwesender, was sie Sache noch etwas komplizierter macht.
10.04.2020
Nachdenken über die Unterscheidung zwischen der Anwesenheit Abwesender (Nähe trotz Distanz) und der Abwesenheit Anwesender (Distanz trotz Nähe). Entweder geht es Richtung Unmittelbarkeit oder in die existenzielle Lücke, wobei nicht deutlich wird, ob die Bewegung als Schrecken oder Sehnsucht erlebt wird. Aber diese Uneindeutigkeit besetzt das Herz ungefragt und im Reflex noch bevor der Rest realisiert, was geschieht.
09.04.2020
Morgens das wöchentliche Privatkolloquium (Jitsi) für die Masterarbeit mit glatt gestrichener Bettdecke im Hintergrund und abends eine Lyriklesung (Google Meet) vor dem großen Bücherregal im Wohnzimmer, damit sich die anderen geladenen Gäste ihren Teil denken. Interessiert gucken zu können hat mir schon in der Schule die mündliche Note gerettet.
Wenn das hier alles vorbei ist, können wir uns nicht nur alle sehr gut in schlauen Kulissen ausleuchten, sondern haben auch wie die Schauspieler:innen des frühen Kinos gelernt, wie wir uns für SD- und HD-Bilder schminken müssen.