Jahr: 2020

12.11.2020

Die Sportgemeinschaft Jagowstraße zieht schnaufend durch den sonnigen Tiergarten in Richtung Zoo. Einer hüpft, einer ächzt und der dritte versucht, sein Gewicht über die ganze Fläche der Füße zu rollen, und sieht dabei eher aus, als würde er für olympisches Gehen trainieren. Alle lachen. Angeblich über drei Kilometer ununterbrochenes Laufen.

11.11.2020

Lifehack: Zuhören. Also nicht nur empathisch durchlässig Information durchs Ego filtern und zum Vergessen freigeben, wenn sie sich nirgendwo gewinnbringend oder unterhaltsam andocken lassen, sondern so richtig zuhören. Was HÖRE ich da, anstatt was höre ICH da. Als gäbe es da etwas in der Außenwelt. Probiert es aus! Beim nächsten Mal dann: Anfassen – Hammerkonzept aus Indien, von amerikanischen Forscherinnen neu für den Alltag konzipiert.

10.11.2020

Vorsatz: Öfter in Situationen bringen, in denen andere merken könnten, wie dumm ich eigentlich bin. Irgendwann merke ich dann auch, dass mich gar keiner Köpfen will, egal wie weit ich den Kopf herrausstecke. Außer Psychopathen und Verletzte vielleicht, aber die haben eher Mitleid statt Angst verdient.

Social Distancing macht den Vorsatz ein bisschen einfacher, denn im Notfall könnte ich ja den Laptop zuklappen. Beim Öffnen der Videokonferenz habe ich dafür keine Zeit, mich aus dem Hintergrund an den Raum und die Gesichter zu gewöhnen. Aber so hört auch niemand, wie ich mir vorher Mut zuspreche.

09.11.2020

Planwechsel, noch bevor ich mich an die neue Arbeitsroutine gewöhnen kann: Statt am Schreibtisch sitze ich Händchen haltend in einer psychologischen Ambulanz in Mitte. („Ich hoffe, Sie haben Zeit mitgebracht.“) Wobei Händchen halten 2020 die Bereitstellung eines Handys mit Datenflatrate und genügend Speicherplatz für Spiele mit bunten explodieren Farbkugeln bedeutet. Und Kleingeld für eine Currywurst danach.

08.11.2020

Zwei Stunden in der Sonne am Wasser. Mit Tee und Decke unter dem Po und den letzten Kapiteln eines Romans, in dem ich so versinke, dass ich danach erst noch eine weitere Stunde durch den Kiez spazieren muss, um die fremden Gefühle wieder loszuwerden.

07.11.2020

In der Sonne gesessen, ohne Handy
Spazieren gegangen, ohne Ziel
Lange telefoniert, ohne Termin
Eine Postkarte geschrieben, ohne Geburtstag
Beim Bad putzen ein bisschen geweint, aber ohne die Nachricht von Trump
Als ich die bekam, war schon gewischt. Im Podcast hatten Menschen, die das sonst nicht tun würden, den Mut gefunden, am Telefon über ihre Gefühle zueinander zu sprechen und wenn eine Stimme so zittern höre, dann ist auch das Thema egal.

06.11.2020

Sechs Personen, fünf Flaschen, eine schnell ergoogelte Liste der vulgärsten Ausdrücke im tunesischen arabisch und gegenseitige Versicherungen, dass es vollkommen OK und nicht häuslich-verstaubt ist Weine geschmacklich aufregend zu finden. ODER???