Monat: Juni 2021

16.06.2021

Rot, wie ein restauriertes Rennrad an seinem ersten Tag auf der Landstraße, wie  Mundränder nach einem  Erdbeermassaker, wie Striemen auf der Brust, wie optimistischer Lippenstift am Badestrand.

15.06.2021

Runterkommtee,
Runterkommschaukelstuhl,
Runterkommbalkon,
Runterkommblumengießen
Runterkommaussicht,
Runterkommstunde,
Runterkommnichts,

Aber Freerk S. aus Berlin wettet, dass er auch halb liegend und mit schweren Augen noch gedanklich durch den Tag und seinen Nachrichtenverlauf rasen kann. Mr. Cruise, what do you think? Can he do it?

14.06.2021

Die besten Ratschläge sind die, die man selber umsetzen müsste. Nur wer im Glashaus sitzt, darf übers Steine schmeißen schreiben. Wenn ich dir das also alles sage, dann nur, um dir zu versichern, dass ich einerseits weiß, wovon ich spreche, ohne davon zu erzählen und andererseits, dass das Wissen zwar offensichtlich nicht reicht, aber für deine Situation aus meinem Mund hoffentlich trotzdem wertvoller ist, als wenn du es auf einem Teebeutel gelesen hättest.

13.06.2021

Anbaden, mit der Hand zuerst
nackt machen, ohne loszulassen

Alles komisch und komisch meint falsch und Freud schreibt, dass der „humoristische Lustgewinn aus erspartem Gefühlsaufwand hervorgeht“ aber ich kenne nur Bilder, auf denen er ernst in die Kamera guckt.

12.06.2021

Ich mag die Person, die solche Instagram Posts weiterleitet. (Fast ein „Ich mag mich“.) Hinterlassene Zettelchen am Boden des Kleiderschranks.

WhatsApp ist voller unbeantworteter Briefe, unausgepackte, drängende und laute Aufmerksamkeitsgeschenke. Archivieren. Facebook löscht eh nichts wirklich, dann kann ich mir auch aussuchen wie ich erinnern will.

11.06.2021

Nach dem Yoga mit Mate (so heißt der Mann im Video, nicht das Getränk) driften meine Gedanken von der Balkonwand und vom Atem immer wieder zu einem Bild ab, auf dem ein Tyrannosaurus Rex wegen seiner kurzen Arme an einer Yoga-Pose scheitert. Darüber steht „T-Rex Hates Chaturanga“. Als ich später google, wie man Schaturanga richtig schreibt, stoße ich auf einen Blogeintrag zu dem Meme:

why DOES t-rex hate chaturanga?
well, i’m pretty sure he hates everything. he’s pretty much a hater.
and clearly, his ultra short arms aren’t helping him press his hands firmly into his mat. but it probably has more to do with his lack of core body integration…see that hinge in his hips? shouldn’t be there. and since he can’t straighten his legs, or put his knees down, he’s stuck in that weird bent knee posture that doesn’t help anyone. luckily, you’re not a T-Rex. ok, maybe you are, and if so, i congratulate you on your literacy skills. but if you’re not a T-Rex, our DOIN’ IT RIGHT workshop on april 27 will help you fine tune your chaturanga/low-push up/low plank to get you strong and stress free. (not to mention some sexy yoga arms.)

In dem Moment weiß ich aber noch nicht wie man Shaturanga schreibt und ich habe auch das Bild nicht vor Augen, denn wie mein Bruder auch, habe ich quasi kein visuelles Vorstellungsvermögen, sondern erinnere eher das Konzept des Bildes. Dieses erste abstrakte Bild überlagert sich mit seinem zweiten, seinem Nachfolger, einer Aufnahme aus dem australischen Unterholz, die mich immer an Schambehaarung erinnert, heute aber sehr traurig macht, weil ich darauf der T-Rex bin, zumindest als das Bild entstand.

Ich fand das erste Bild auch nie lustig. Ich hatte immer Mitleid mit der Mühe, die er sich trotz seiner kurzen Arme macht. Mir haben solche Positionen aber auch nie Probleme bereitet, das macht bestimmt einen Unterschied. In meinem Auge ist der Böse nicht die Haltung, sondern der Betrachter. Das schlimmste ist, wenn sich über jemanden lustig gemacht wird, der sich anstrengt alles richtigzumachen. Das erzählt mehr über mich als über den T-Rex und Australien. So sitze ich da, morgens um sieben, verschwitzt und mit geöffnetem Herzen und Becken und muss mich anders hinsetzen, das ich bei all der Traurigkeit die aufsteigt überhaupt noch Luft bekomme.

10.06.2021

Holländischer Weißwein und das Staatsballet, das gerade ablegt, als wir uns auf der Brücke treffen. Nur nicht in der Reihenfolge.