Monat: August 2021

10.08.2021

Weißt du noch, wie wir vor ein paar Tagen im Restaurant saßen, man nur mit Bargeld zahlen konnte, ich keins dabei hatte und wenigstens mit meinem Kleingeld zum Trinkgeld beitragen konnte? Vorhin stand ich mit meinen Satteltaschen und dem Helm in der Hand vor dem ALDI, immer noch ohne Bargeld und jetzt also auch ohne Kleingeld für den Einkaufswagen.

Habe ich überlegt, über einen Kilometer zur nächsten Sparkasse zu fahren, Geld abzuheben, damit eine Kleinigkeit in einem Späti zu kaufen und dann wieder zurück ins Gewerbegebiet zu fahren? Natürlich. Habe ich über zehn Minuten unentschlossen und zerknautscht erst am Fahrrad, dann an den Einkaufswagen und dann wieder am Fahrrad gestanden, bevor ich mich überwunden habe, jemanden nach Geld oder nach so einem Chip zu fragen, die ich irgendwie nie als Werbegeschenk bekomme? Auf jeden Fall. Aber habe ich es schließlich gemacht? Und zeigt sich daran nicht, dass auch ich zu Fortschritt und Weiterentwicklung fähig bin, ganz praktisch und anschaulich, wie mikroskopisch klein die Schritte auch sein mögen? Jawohl!!

09.08.2021

Natürlich gab es da noch einen Tag drumherum, ein vorher und nachher, Arbeit und Papierkram, YouTube Videos, Tweets, Nachrichten, Mahlzeiten, Sport, Pausen und eine Überraschung in der Post – fällt mir noch ein, wenn ich so im Nachhinein den Vortag durchgehe, aber so wirklich kann ich mich nur an einen Ausschnitt auf dem Balkon erinnern, in dem ein Einzelner ins Freie flüchtet und gemeinsam wieder aufbricht.

08.08.2021

Verschnauf- und Entfremdungspause im Transitraum S-Bahn. Wenn schon ein Seegrundstück mit bunten Dachschindeln, dann an einem öffentlichen See, alles andere würde mir mein linkes Herz nicht verzeihen.

07.08.2021

Das es kein „Hilfe, mein Auto wurde eingeparkt, kann mir jemand bitte beim Ausparken helfen“ war, sondern ein „Hilfe, ich bin ausgerutscht und habe mir mein Auto ohne angezogene Handbremse beim Einsteigen auf mein Bein rollen lassen, ihr müsst die Straße zusammenbrüllen und das Auto von meinem Fuß heben noch bevor die Feuerwehr eintrifft“, wurde mir erst nach dem dritten Mal klar.

06.08.2021

Ich laufe im Regen nach Hause, aber ich werde nicht nass, weil Strom durch meine Glieder zuckt. Ich glühe, aber niemand bemerkt die Funken, nur die Krähen. Die sehen alles und erstatten der alten Bärin bericht.

Auf halber Strecke bekomme ich eine Nachricht. Ein eindeutig unzweideutiges Angebot. Aus der Zeit gefallen und zu plötzlich um keinen traurigen Schatten zu haben.

„Wer Abkürzungen sucht, braucht manchmal vielleicht eher eine Pause?“, antworte ich und brauche jetzt selber erstmal eine. Als ich das Zelt im Wohnzimmer abbaue, ist aus dem Glühen ein glimmen geworden. Nass bin ich doch noch geworden, aber die Wärme ist geblieben.

05.08.2021

Eine Biene oder Wespe, definitiv keine Hummel, fliegt dekorativ vor dem Sonnenuntergang um die Balkonpflanzen herum und ich schaue immer wieder auf mein Handy, damit die Zeit schneller vergeht, oder damit sie stehen bleibt, so sicher bin ich mir da nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich hunger habe oder ob ich aufgeregt bin, beides entscheide ich schließlich und nach ein paar Scheiben Brot bin ich nur noch aufgeregt, schreibe ein paar Dinge ins Handy, die mir sofort wieder peinlich sind, weil ich ja mit einer körperlosen, ausstaffierten Erinnerung kommuniziere, die auch ein Traum gewesen sein könnte – jetzt muss ich mich ja wohl endgültig disqualifiziert haben –, aber ohne Hunger kann ich die Aufregung und die Scham zum Teil des Ganzen erklären und das ist dann doch ziemlich süß und verdient es, ausgekostet zu werden. Dann mache ich ein Bild von mir, um zu prüfen, ob man meinem Gesicht ansehen kann, das ich so viel durcheinander fühle und weil ich gleichzeitig so wenig fühle, wenn ich mir die Bilder auf meinem Handy ansehe, was wie ein Geständnis klingt, weil es das ist, als wäre schon das Unvertraute zu benennen ein zu richtender Verrat.

04.08.2021

Ich löse einen mittelgroßen Shitstorm aus, weil ich unter Druck in ein altes Muster falle: Sticheleien statt Ehrlichkeit. Austeilen statt Öffnung. Zwar immer versucht lustig und mit den besten Intentionen, aber der Ton macht die Musik und Karma is real my friends.