Sommerhitzestöhnen unter den wenigen Schattenplätzen auf dem Tempelhofer Feld. Warum wir uns nicht in Moabit oder im Wedding getroffen haben, wo die meisten von uns wohnen, fragen wir uns, aber dahin wären die Neuköllner vielleicht nicht gekommen. Wir sind entgegenkommend und die Strecken gewohnt, sie sind vor allem zu spät. Aber eigentlich sind alle zu spät, selbst ich, und ich bin der erste am Trefffpunkt. So funktioniert das. Ich sage 15:00 Uhr, weil ich weiß, dass um 16:00 Uhr dann ein paar Leute da sein werden, kann es aber selber nicht übers Herz bringen, erst dann zu kommen, also suche ich schon mal einen Platz, teile den Standort und richtige die Helmschweißfrisur.
Beim Warten kommt eine alte Mitschülerin vorbei, die mit ihrem Freund und „den Kindern“ gerade vom Brunch kommt, was sie wie „seine Kinder“ betont, aber aus ihrem Mund trotzdem nach Zugehörigkeit und Verbindlichkeit klingt. Das finde ich sehr nett und erwachsen, aber irgendwie auch befremdlich. Während ich mich an die Eltern um mich herum gewöhnt habe, stammt mein Bild des neuen Partners in so einer Konstellation noch aus der Zeit, wo mindestens eine Generation Abstand herrschte. Dass wir seit der Oberstufe kaum Kontakt hatten, verstärkt den Effekt sicherlich. Dann sprechen über das anstehende Abitreffen und zum Abschied wünschen wir uns gegenseitig nicht zu verbrennen. So funktioniert das.