Monat: August 2022

03.08.2022

Der Teufelssee hat mittlerweile eine Farbe angenommen, bei der ich mich zu Hause lieber noch mal abdusche, bevor ich ins Bett gehe. Ich stelle mir den Badebetrieb als See wie ein penetranter Kopfschmerz vor. Je wärmer es ist, desto schlimmer. Es ist immer so viel los, dass man gar nicht zum Aufräumen kommt und das dreckige Geschirr stapelt sich in der Spüle und auf dem Tisch. Der Müll müsste auch mal wieder runtergebracht werden und gewischt wurde auch eine ganze Weile schon nicht mehr. Eine angespannte Situation. Ein paar Stunden später explodiert dann zwar das Munitionslager und nicht der See, aber in einem Wald ist unterirdisch alles miteinander verbunden. Stresspatienten sorgen über Umwege für eine Auszeit.

02.08.2022

Der Flughafen „Willy Brandt“ ist irgendwie kleiner als erwartet, aber der war ja auch nur 1,79 m groß. Schmidt, Schröder und Schulz sind sogar noch kleiner, nur Kohl wäre auf Augenhöhe gewesen. Die Junge Union hat mal vorgeschlagen, den Frankfurter Flughafen nach ihm zu benennen, aber die Junge Union ist halt auch die Junge Union.

Die S-Bahn in Richtung Stadt ist die modernste und sauberste, in der ich je saß und die Fahrt die bisher sanfteste. Hier sind also die Extramillionen gelandet, die der Spaß gekostet hat. Wenigstens An- und Abreise sollen gut in Erinnerung bleiben. Dazwischen bist du für dich selbst verantwortlich.

01.08.2022

Ich besuche am Abend noch spontan eine Ausstellung zu feministischen Dokumentar- und Kunstfilmen, weil im Haus der Kulturen der Welt montags der Eintritt frei ist und ich mich nach dem vielen herumsitzen, noch ein wenig bewegen will. Die Betonung liegt dabei auf *ein wenig*, denn außer den paar Minuten auf dem Fahrrad, sitze ich dann natürlich wieder die meiste Zeit mit Kopfhörern vor Leinwänden.

So richtig kann ich mich auf die aber nicht konzentrieren. Die Ausstellung ist gut besucht und auf vielen Wänden schaukeln, wippen und spreizen sich allerlei Brüste und Vulven, aber es sind nicht die, die mich ablenken, sondern die Tatsache, dass ich offenbar der einzige Cis-Mann ohne (weibliche) Begleitung im Raum bin. Immer wieder frage ich mich, ob ich schon zu lange oder zu kurz vor einem Werk stehe, oder ob ich kunstangemessen genug sitze und schaue. Um nicht des objektifizierenden Blickes verdächtigt zu werden, radiere ich die Körper also lieber gleich aus. Welche Ironie. Zurück auf Los.