Monat: November 2022

23.11.2022

Letztens habe ich ein Video gesehen, in dem sich ein Mann über Deutsche lustig macht, die im Winter in ihren dicken Winterjacken mitten auf dem Parkweg stehen bleiben, die Augen schließen, sich zur Sonne drehen und glückliche Seufzer von sich geben. Daran denke ich, als ich mich während der Mittagspause selber dabei erwische. Und dann auch noch im Mauerpark. Wenn schon Kartoffel, dann im Prenzlauer Berg. Später am Abend fällt lachend der Satz: „Es sterben jedes Jahr mehr Menschen durch Gravitation als Radioaktivität.“ Und na klar, Anziehung ist viel gefährlicher als Strahlung, denn es fühlt sich einfach immer nach der richtigen Richtung an.

22.11.2022

Mein Friseur hat keinen Termin vor Weihnachten mehr frei. Das ist meine jährliche Erinnerung, mich um die Sachen zu kümmern, die ich dieses Jahr mal früher angehen wollte. Leider kann ich mich auch dieses Jahr nicht daran erinnern, was es war. Nächstes Jahr wird das anders. Wenn ich mich an St. Martin erinnere, dass ich mich an etwas erinnern wollte, dann habe ich es bis zum ersten Advent bestimmt parat.

21.11.2022

Die am wenigsten hilfreichen Trotzwiderstände sind immer gegen die Dinge, die sich nicht ändern lassen, die gerade halt so sind oder die man genauso gut mit einer Umarmung und einem geträllerten „Jaaaahaaa!“ in sich aufnehmen könnte. Aber nein, das wäre natürlich zu einfach. Also Reibung. Allerdings habe ich bei 7 vs. Wild und Naked and Afraid gelernt, dass es wichtig ist, auf den Kalorienverbrauch zu achten, wenn man auf einer Insel vor der Küste Panamas überleben will. Also doch zuerst Kokospalmen suchen.

20.11.2022

Solange noch etwas Luft in meinem Vorderreifen ist, weigere ich mich zu schieben. Freihändig zu fahren ist bei Schnee zwar nicht besonders sicher, aber ich bilde mir ein, dass es einfacher vorangeht, wenn ich möglichst viel Gewicht nach hinten verlagere. Also lehne ich mich so weit zurück wie möglich und wackele mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Das sieht albern aus, aber funktioniert. Mit unplattbar® hatte der Hersteller des Mantels technisch gesehen auch recht, ein bisschen Luft bleibt den Rest des Weges im Reifen und dass mit Begegnungszone® auch Begegnungen mit Scherben auf der Straße gemeint sein können, steht vielleicht auch irgendwo im Kleingedruckten der Verkehrsplanung.

19.11.2022

Schneefall, so wie ich Klavier spiele: ganz nett, aber es hilft, mit dem Original vertraut zu sein. Beides in nächster Zeit vielleicht wieder mehr, aber das mit dem Klima und dem Wetter ist eine verzwickte Sache und schwer vorherzusagen. Eichhörnchen bauen, um sicherzugehen deshalb zwei bis acht Nester („Kobel“) und wechseln sie in unregelmäßigen Abständen. So haben sie immer eine Ausweichmöglichkeit, falls sie wegen Gefahren oder Parasiten einen Baum verlassen müssen. Schön wär’s. Auf der Straße sehe ich bereits die ersten Plakate zur Wahlwiederholung im Februar: „Immobilienlobby abwählen“ – Kobel für alle!

18.11.2022

Mit der Nebenkostenabrechnung kam gestern auch der erste Schneeregen. Am Morgen pappen noch trotzige Eiskristalle auf meiner Moossammlung. Es ist zu feucht, um einfach liegenzubleiben, aber der Gedanke ist schön. Wann ist schon genügend Zeit zum Verdauen, vielleicht sogar für ein Mittagsschläfchen? Quasi nie, zumindest nicht unter Beobachtung. Es heißt zwar nach dem Essen sollst du ruhen oder tausend Schritte tun, aber Klicks tun es zur Not auch. Und nach dem Essen ist immer vor dem Essen. Bevor die Zutaten aus den Schränken geholt werden können, muss ich aber erst mal die Arbeitsfläche aufräumen, das gilt genauso für digitale Küchen. Dann wird eine Weile aufs Rezept gestarrt und dann wird improvisiert.

17.11.2022

Ich führe dreimal das „Jetzt ist es aber kalt geworden“-Gespräch und immer erzähle ich dann, dass ich heute zum ersten Mal die Handschuhe auf dem Fahrrad angezogen habe, weil es doch immer etwas traurig-festliches hat, wenn ich die Winterreliquien aus dem Schrank hole. Beim vierten Mal heißt es dann aber plötzlich, wie grau es jetzt plötzlich geworden ist. Darauf bin ich nicht vorbereitet und mir wird kurz schwindelig, weil die Geschichte mit den Handschuhen schon Anlauf genommen hat und jetzt ungenutzt im Körper hin und her wackelt. „Äh, ja“, sage ich. „Und kalt!!“