Veränderung liegt in der Luft, im Licht des Vollmonds erkenne ich es ganz deutlich. Als ich nach Hause komme, muss ich handeln, um meine Bereitschaft zu signalisieren, also tausche ich das Hintergrundbild meines Smartphones aus. Seit 2016 hatte mir da der Geist von Hamlets Vater unter einem Bettlaken heraus den Mittelfinger gezeigt. Ich hatte das Bild während der Proben für eine theatrale Inszenierung der Sekundärliteratur des Stücks mit einer Einwegkamera gemacht und den Abzug auf einem Bürodrucker gescannt. Seitdem ordnete ich meine Apps um ein Gespenst herum an und immer wenn ich ein neues Gerät in Betrieb nahm, hatte Google das Bild immer schon für mich umgezogen. Mittlerweile weiß ich weder in welcher Kiste das Foto sein könnte, noch wo die Datei gespeichert ist. Es ist selber zum Gespenst geworden, und auch deshalb konnte und wollte ich es nicht loslassen.
Mein neuer Hintergrund ist ein Bild von Caspar David Friedrich – Auf dem Segler. Das Bild zeigt von hinten betrachtet ein Paar auf dem Bug eines Segelschiffs. Im Hintergrund ist im Dunst die Silhouette einer Stadt zu erkennen. Es stammt aus einer Phase, in der er nicht mehr nur einsame Männer in Landschaften malte. Das Ziel des Schiffs, die Stadt, ist zwar traumhaft entrückt, aber erreichbar. Die beiden genießen den Ausblick, aber bewegen sich darauf zu.