Monat: Mai 2023

31.05.2023

Das Bürgeramt hat jetzt zwei Eurofighter. Stört mich ein Privatflugzeug, eine nervige Propellermaschine wie heute, die unentwegt Runden über dem Bezirk dreht (Ist das über dem Regierungsviertel nicht verboten? Vielleicht macht es deshalb diese scharfen Kurven, um nur an der Luftgrenze zu kratzen. Das verstehe ich nicht, aber ich bin auch eher Eisesser statt Eisschlecker.), dann genügt ein Anruf beim Ordnungsamt, die mich zur Flugbereitschaft durchstellen und keine zehn Minuten später donnern die beiden Kampfjets über die Dächer. Normalerweise geleiten sie die Flugzeuge nur zum Flughafen, aber für Sonn- und Feiertage hat das Grünflächenamt eine Abschussgenehmigung erteilt.

30.05.2023

Im Podcast sprechen sie über das katastrophale Nichtstun, leichtsinnige politische Blockaden und düstere Prognosen. Die Ampel ist rot, meine Bremsen quietschen laut. Ein Feuerwehrwagen nach dem anderen rast an mir vorbei. Jetzt muss gerettet werden, was zu retten ist, aber es ist immer schon zu spät. Meine Löschtränenspende schafft es gerade einmal über die halbe Wange.

29.05.2023

Niemand da am kleinen Badesee in Polen. Nur leere Angelstege, ein Haufen Müll, eine Feuerstelle, Fahrradspuren im Sand und ein verblichenes Schild, das mahnt den Wald mit Respekt zu behandeln. Nur wir und eine Bachstelze, die geschäftig an der Wasserkante hin und her läuft.

„Meinst du, das Wasser ist giftig?“
„Warum?“
„Weil hier niemand ist.“

Wäre nur ein einziges Ruderboot in der Ferne zu sehen, dann wäre es nicht so unheimlich leer und wären da nicht die vielen Spuren um uns herum, dann wäre es vielleicht sogar idyllisch einsam, aber so bleibt die ganze Zeit etwas Aufregung dabei erwischt zu werden, wie wir uns tagträumend in der Sonne auf den Stau Richtung Berlin vorbereiten.

28.05.2023

Auf dem Rückweg verlassen wir die berechnete Route, um die Wanderung etwas abzukürzen, denn im Wald findet sich doch immer ein uneingezeichneter Wirtschaftsweg, ein schmaler Pfad an einem Acker entlang oder Treckerspuren breit genug, um ein Feld zu überqueren, ohne zu viel Schaden anzurichten. Wir haben keine Eile, einen virtuellen Kompass, GPS und Satellitenbilder und trotzdem schlägt mein Herz etwas schneller als wir abbiegen. Nicht als wir später über einen Zaun klettern müssen oder mit schlechtem Gewissen im Abendlicht durch junge Lupinen pflügen, sondern auf den ersten Metern in die falsche Richtung. Nur als wir die Idee noch als Scherz abtun können, sucht meine Hand nach Sicherheit. Die Landschaft ist ungnädiger als jedes Spiegelbild. Neue Wege gehen. Schon verstanden.

27.05.2023

Konflikt.

Sie ist schon da, ich komme noch an. Wir versuchen es mit Spaziergängen, leckerem Essen, Sonnenbaden, Sex und der Sauna, die zu unserer Unterkunft gehört, aber auch gesättigt, gebräunt und verschwitzt bewegt sich das Gespräch ohne zu bewegen.

Muss es das, frage ich.
Ja, muss es, antwortet sie.
Heute auch?
Jeden Tag.

Da ist er.

26.05.2023

Im Stau auf der Autobahn der Freiheit Richtung Warschau bleibt viel Zeit für Musik und die Nazihinterlassenschaften am Straßenrand. Reichs-dies und Reichs-das. Als Beifahrer bin ich für die Navigation, die Playlist und für die Wikipedia zuständig.

25.05.2023

Ich kündige den Internetanschluss (damit wir in einen günstigeren und schnelleren Tarif wechseln können) und nehme Abschied von der Turnhalle (weil die Tanzlehrerin zumindest diese VHS Kurs nicht mehr weiter anbieten wird) und ohne Klammern klingt das alles viel dramatischer und endgültiger als es eigentlich ist, aber das Herz kümmert sich nicht um Einschübe.