Monat: Mai 2023

Es gibt die Menschen, die zurückmauzen, wenn sie einer Katze im Hof begegnen und es gibt die, die mit einer gut aufgehobenen Beichte die Stimmung drücken, wenn alles zu leicht werden droht, aber es sind dieselben.

Ich sitze in Barfußschuhen im Prenzlauer Berg und esse rohen Fenchel. Vor meinem Fenster werden sehr teure Kinderwägen die Straße rauf und runter geschoben und der Laden gegenüber öffnet gerade erst. In der Mittagspause werde ich zu einer kleinen Rösterei gehen, um Kaffeebohnen zu kaufen, die in unserer Espresso-Handhebelmaschine besonders gut schmecken. Aber vorher checke ich noch einmal die aktuellen Abrufzahlen und die Podcast-Charts. Es wäre sehr einfach sich über all dies lustig zu machen, aber das brauche ich gar nicht. Die Möglichkeit reicht.

„Calm your feet“, sagt mir meine Tanzlehrerinn. Nicht weil ich zu hektisch bin, das ist nur ein Symptom, sondern weil ich meine Füße hebe, ohne zu wissen, wo und wie sie aufkommen sollen. „Don’t lose the ground. You are afraid to use your height and weight. Find the safety in your stance so that the rest of your body can take risks.“

„So viele Blüten will ich als Strauß zusammen sehen“, schreibe ich und meine die Verantwortung für die eigenen Wünsche einzustehen, aber in einer Danksagung will niemand etwas von Enttäuschung lesen.

Unsicherheit durch Snacks ausgleichen.

Mehr Blechkuchen statt Torten backen. Überhaupt backen.

Nach meinem Geburtstag hat sich die Wohnung in einen Blumenladen verwandelt. Wie eine extravagante Dame, die nervös darauf besteht, dass in jedem der Zimmer ihres alten Herrenhauses jederzeit frische Blumen stehen müssen. Weil sie nicht mehr so gut sehen kann, merkt sie nicht, dass ihre Haushälterin schon seit Jahren nicht mehr zum Florist in der Innenstadt geht, sondern nur noch einfache Sträuße vom Supermarkt mitbringt und die Differenz in ETFs investiert. Oder vielleicht merkt sie es schon, aber sie lässt es sich nicht anmerken. Es geht ums Prinzip. Die Blumen halten den Raum zusammen und der Raum sie.