Monat: September 2023

23.09.2023

Pilze sammeln, als hätte ich Ahnung davon, aber ich vertraue dem Koch, dem mobilen Internet und dem Glück, das trotz Wind und sinkender Temperaturen ganz unbekümmert auf das kleine Grundstück am See südlich von Berlin scheint.

22.09.2023

Guten Tag, ich würde mich gerne radikalisieren. Bin ich da bei Ihnen richtig?

Kommt darauf an. Was versprechen Sie sich denn davon?

Naja, ein wenig Aufregung natürlich, aber auch, dass ich dieses Hilflosigkeitsgefühl loswerde, was mich nicht schlafen lässt. Und wenn ich damit bei bestimmten Leuten eben dieses Gefühl auslösen könnte, dann wäre das natürlich auch fantastisch.

Ich hätte gewaltfreien Widerstand mit kleineren Sachschäden im Angebot.

Und nicht vielleicht auch größere Sachschäden, meinetwegen auch mit ein wenig Gewalt?

Nein, tut mir leid, ich verstehe den Reiz, aber das führen wir nicht.

Ja, besser so.

21.09.2023

Mir kriecht die Panik in die Glieder. Die App, die mit mir fühlt, die App, die mit mir atmet und die App, mit der sich sofort der Kopf abschalten lässt, wenn ich die ersten beiden Apps, alle Vorsätze ignorierend, überspringe, funktionieren nicht mehr.

Kurz nachdem ich ein neues bestellt habe, lädt das alte Handy wie zum Hohn dann aber doch wieder. Um mich verteilt liegen noch die eilig herbeigeholten Kabel, Adapter, Wattebäuschen, Reinigungstücher, Zahnstocher, eine Druckluftflasche und der Staubsauger; auf dem Computer ist noch der Taschenrechner offen, mit dem ich vor dem Kauf immer wieder Rechnungsdatum, Gehalt und Miete abgeglichen habe.

20.09.2023

Wer auch immer dafür verantwortlich ist, dass in ganz Europa Aperol getrunken wird, sollte auf die Klimakrise angesetzt werden, hat jemand in dieses Internet geschrieben und das bekommt von mir ein Sternchen, ein Herzchen und einen Daumen hoch und teilen tue ich es auch und dann schreibe ich Aperol auf die Einkaufsliste und schaue nach, ob noch Eiswürfel da sind. Klimaaktivist:innen sprühen das Brandenburger Tor rot an, aber die Orangenscheiben fehlen.

19.09.2023

Am Rand der Veranstaltung gruppieren sich die, die für die Aussicht, das Essen und die Getränke gekommen sind, die nicht hier sein müssten, aber trotzdem noch nicht nach Hause wollen. Da, wo das Namensschild den Weg zur Person und nicht zum Unternehmen verspricht und da, wo bei der Verabschiedung kurz nicht klar ist, welche Nummer gemeint ist.

18.09.2023

Ich fühle mich wie ein Krisenreporter ohne Sender, der trotzdem auf die Schalte ins Studio wartet. Ein paar Zeilen Chat vermitteln einfach nicht die Lage.

Dazu passt, dass wir uns im Tanzstudio am Abend durch imaginierte schmale Korridore bewegen sollen. Eng und angespannt kann ich.

17.09.2023

Raum zum Atmen
Luft zum Denken
Zeit zum Schreiben
nicht finden
schenken

Jeden Tag aufs neue
behutsam in meinen eigenen Schoß legen