Monat: Mai 2024

31.05.2024

Niemand kommt mehr die Treppe hoch. Die Spedition bringt das E-Piano nur bis in den Hof. Die Pakete werden bei den Nachbarn im Vorderhaus abgegeben. Die Drogen fürs Festival kaufe ich auf dem Bürgersteig. Und wenn der Installateur könnte, würde er die Abluftanlage im Badezimmer am liebsten aus dem Auto heraus austauschen.

30.05.2024

Heute ist Leise-Tag. Es gilt absolutes Fahrverbot, alle Baustellen stehen still und Gespräche sind nur in gedämpfter Lautstärke erlaubt. Einmal im Jahr versuchen wir alle beim Schließen der Hoftore möglichst vorsichtig zu sein, um hinzuhören. Auf Vögel, Bäume im Wind oder brummende Kühlschränke, die in den folgenden Tagen dann schleunigst ausgetauscht werden. Einmal im Jahr erinnern wir uns auf leisen Sohlen an den Lärm und geloben Besserung.

29.05.2024

Wegen eins Böll-Zitats belächelt werden. Überhaupt in Zitaten zu denken und die Aufgabe grundsätzlich zu befragen. Hier bin ich nicht richtig.

28.05.2024

Die Ortsgruppe der Lokalpolitik tagt im Biergarten. Entsprechend schnell eilen wir durch die Tagesordnung, damit wir mehr Zeit haben, um – na klar – über unsere Erlebnisse im Wahlkampf den Nahost-Konflikt zu sprechen können.

27.05.2024

Das metallische Glänzen des Griffs der Waffe des Personenschützers unter dem Jackett beim Vorbeieilen der Kommissionspräsidentin aus dem Saal heraus, den ich gerade betrete, als gäbe es da einen Zusammenhang.

26.05.2024

Das Eis klimpert im Aperolglas,
die Halterung der Hängematte knackt
bei jedem hin und her,
die ersten Mücken surren
und der letzte Tortilla-Chip taucht in den Dipp,
tief und ohne zu brechen, sauber,
das macht den zu flachen Kopfsprung
vom Vormittag wett und entschädigt
für die S-Bahn, den Fußweg, die Sonnencreme
und die Überwindung
doch noch einmal das Gespräch zu suchen.

25.05.2024

Tag vertauscht. Gedächtnis verloren. Kalender kaputt.