Monat: Februar 2025

11.02.2025

Ein Mann mit einem dünnen, zittrigen Objekt mit Knick in Polsterfolie verborgen. Leicht und stabil genug, um es kurz auf dem Auto abzulegen. Zu fest, um es zu falten oder aufzurollen. Zu lang für die Breite des Bürgersteigs. Den Winkel über der Schulter verschwindet es sanft wippend im Hof.

10.02.2025

Drei zugeschlagene Türen, zwei Einladungen zum Tee, ein Deutsch, was an der Tür plötzlich schlechter wird und immer wieder die anderen, die schlechten Ausländer und die Bürokratie.

09.02.2025

Alles, was Kanäle hat, das nennt sich Klein Venedig,
und alles, was nicht gerade steht, ist der Schiefe Turm von Da,
und überall wo Krümel liegen, da ist für mich ein Sofa.

08.02.2025

Eine lichtdurchflutete Fabriketage mit Tanzboden und Dachgarten – mehr will ich doch gar nicht. Viel bescheidener geht es doch kaum. Niemand hat etwas von einer übergroßen Badewanne gesagt und eine mittelgroße Kücheninsel reicht doch vollkommen aus. Und wenn dann nur eine der beiden Etagen eine Fußbodenheizung hat, dann ist das halt so. Immer diese Ansprüche. Wer aufs Wasser blickt, muss halt mit Ausflugsschiffen klarkommen.

07.02.2025

Eine Vermessung der Aufschwatz- und Anschnorrzone vor dem Hauptbahnhof in Armeslängen; des Rauchgebiets zwischen Türen und Taxis, zwischen Save the Children und dem Arbeiter-Samariter-Bund in Schritte auf der Stelle. Technisch bereits Bahngelände, aber geduldet, so lange niemand rumbrüllt, sende ich meine Flyer in die Republik und in die Tram, da bin ich nicht wählerisch, Hauptsache raus aus der Blase. Ob ich da wirklich kein Geld für bekomme, fragt eine mit Klemmbrett. Nein, aber doch aus Zwang, füge ich in Gedanken hinzu und signalisiere Geschäftigkeit, um mich nicht erklären zu müssen. Sonst tausche ich gerne, den Aufklapprobert gegen ein Manifest, ein Sonderangebot oder einen Aufruf, dass dafür und gegen diese eine Sache schon gestern etwas hätte getan werden müssen, aber nicht gegen meine Kontonummer.

06.02.2025

McFit wirbt mit dem Sinn des Hebens, was ich mutig finde, weil man beim Pressen ja auch zum Schluss kommen könnte, dass der ganze Kraftsport sinnlos ist. Wahrscheinlich sind aber eher die Resultate gemeint. Der Ausdruck viel Aufheben um etwas machen kommt angeblich von Fechtern, die vor dem Kampf mit großen Gesten und Worten ihre Waffe vom Boden aufhoben haben, um ihre Gegner einzuschüchtern. Die Muskelpakete auf dem Plakat schüchtern mich auf jeden Fall ein. Zweck erfüllt.

05.02.2025

Tür für Tür mein Sprüchlein aufsagen und verständnisvoll alles abnicken, was ich noch ertragbar finde. Immer ein kurzer Blick auf das Klingelschild, um die eigenen Vorurteile zu checken. Das ist noch nicht etwa? Wohnt hier vielleicht? Das muss doch jetzt schon mindestens vier Jahre her sein. Nein, da fehlt ein N. Oder ist sie nicht genau die Art Person, die mit einem Tippfehler der Hausverwaltung einfach leben würde? Mein Sprüchlein taugt hier nicht. Einfach „Hi“? Oder alles wie im Leitfaden aber mit noch mehr Augenkontakt, damit sofort klar ist, dass ich auch so tun kann, als würden wir uns nicht kennen. Ich weiß ja nicht, wer noch da ist und ob es das besser oder schlimmer machen würde. Einfach volle Kraft voraus. Ehrlichkeit zahlt sich aus. Was für eine Überraschung, lange nicht gesehen, ich wusste auch nicht, ob ich überhaupt klingeln soll, ist ja auch seltsam – irgendwie so, keine Angst, los geht’s. KLINGELING. Niemand da. Nächstes Stockwerk.