Tief den ersten Frühlingsnachtgeruch einatmen und sich darüber freuen, gleichzeitig die Person sein zu müssen, die achtsam wolkig auf dem Meditationskissen zwischen den Zimmerpflanzen verschwindet, und die kurz darauf in eine emotionale Redditfalle tappt und gierig eine Menge Geld durch Meme-Aktien verliert.
Jahr: 2025
08.03.2025
Auf dem Tisch liegen drei Bücher
„außerhalb der blessuren“ von Hannah Schraven
„Verzweiflungen“ von Heike Geißler
„Midlife-Prosa“ von Mara Genschel
und aus dem Regal schaut „Trost“ von Hanna Engelmeier herüber.
Aber es ist nicht, wonach es aussieht. Ich bin nur der sehnsüchtige Acker, der nach etwa sucht, was bis zur Ernte hält.
06.03.2025
Das Internet hat nicht nur meine Vorstellung von Sex, sondern auch von der Reinigung von Teppichen beeinflusst, aber in der echten Waschküche läuft keine Musik und es gibt weder Zeitraffer noch Money Shot. Ernste Gummistiefelmänner mit Hochdruckreinigern ziehen langsam ihre Bahnen zwischen den Fransen.
05.03.2025
Ein Mantra aus Bastelknete formen. In der englischen Vorlage wirkt es so einfach, aber die deutsche Knete kennt mehr Farben, will präziser geformt werden. Liebevolle oder liebende Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Bewusstsein, Gewahrsein, was ist es denn nun? Ich bin es, aber über die Lippen will es noch nicht und ich umarme den Mund von morgen, der sich trotzdem daran versucht.
04.03.2025
Der Tag ist zu kurz. The rent ist to damn high. Kaum geplant, fallen die Zwischenräume im Kalender auch schon wieder in sich zusammen. Der Timer tickt, Stehschreibtisch hoch, Stehschreibtisch runter, heute schon meditiert, trainiert, masturbiert? Für die Antworten auf dumme Kleinanzeigenfragen am besten direkt eine neue Zeiterfassungskategorie anlegen und am Ende als Gebühr aufschlagen. Gerade wurden die Plakate erst aufgehängt, jetzt kommen sie auch schon wieder runter. Teleskop Schnipp Schnapp. Achtung Pappe fällt. Ok, eins noch, aber dann ist Schluss.
03.03.2025
Züge zur Buchmesse, Züge zu Ostern, tiefe Atemzüge beim Bad putzen. Alles kann eine Meditation sein, wenn die heißen Putzmitteldämpfe tief genug in die Nebenhöhlen ziehen. Handschuhe sind was für Menschen ohne teure Handcremes. Gegen übergroße Scham hilft Scheuermilch, bei Selbstwertproblemen nur noch der Stahlschwamm.
02.03.2025
In dieser Küche wurde sich umentschieden. Ich sehe einen abgebrochenen Plan von mindestens zwei Leuten. Dort Handschuhe auf dem Tisch und hier der Rucksack. Jemand war kurz davor, das Haus zu verlassen. Vorbereitungen wurden getroffen. Vielleicht für einen längeren Tagesausflug. Der Teebeutel hängt noch im Thermobecher. Ja, mit Sicherheit ein Ausflug an der frischen Luft. Aber dann… sehen sie die halb aufgefüllte Kaffeemaschine? Dann sind sie doch zurück ins Bett. Die Entscheidung muss hier gefallen sein. Eindeutig.