26.04.2021

Auf der Ecke der Balkonbalustrade, halb hinter dem letzten Kübel versteckt, steht das Vogelbad. Vielleicht ist es auch nur eine Tränke, auf jeden Fall aber ein großer Topfuntersetzer aus Ton und darin liegt ein Stein. Ein Denkstein. Ich habe ihn dorthin gelegt, damit die Tauben einen angemessenen Platz zum Grübeln haben, falls sie schwierige Entscheidungen zu treffen haben oder es einfach ein grauer Tag ist. Mit solchen Gedanken kann man nicht einfach am Beckenrand sitzen und die Beine baumeln lassen, dafür braucht es einen Fels in der Brandung oder zumindest im Teich. Außerdem macht es viel mehr Spaß, das Vogelbecken aufzufüllen, wenn ich das Wasser über den Stein ins Becken laufen lasse. Es macht deutlich mehr her.

Leider sind den Tauben meine Bemühungen egal. Auf dem Stein sitzen nur Krähen, die Erdnüsse knacken. Irgendjemand in der Nachbarschaft muss sie damit füttern. Die Spatzen meiden den Stein ganz, nur die Amsel bleibt manchmal einen Moment sitzen und die sieht nicht so aus, als würde sie nachdenken. Sie starrt eher gedankenverloren ins Nichts.

Aber ich fülle das Becken trotzdem regelmäßig auf und alle paar Wochen schrubbe ich sogar den Stein mit einem alten Küchenschwamm. Die Welt ist ja nicht einfach so magisch, die Romantik erarbeite ich mir hart.