Um Viertel nach sechs stehe ich am Straßenrand und reiche die Tasche mit dem Proviant und einen Kaffee im nie zurückgebrachten Pfandbecher ins Auto. Gute Fahrt und fallt nicht vom Berg. Winken wäre übertrieben, oder? Aber da ist das Auto schon hinter einer Ecke verschwunden und ich schon auf dem Weg zum Aufwärmbäcker (2 Croissants für 1,20 €). Davor wartet eine ältere Frau auf einen Bus, der nicht kommt, wegen der Baustelle, versuche ich ihr zu erklären, aber sie spricht kein Deutsch und weil ich auch nicht herausbekommen kann, mit welcher Linie sie fahren will, deute ich nur ungefähr in die Richtung der Ersatzhaltestellen. Das reicht ihr schon, aber sie weiß ja auch noch nicht, auf wie viele Ersatzhaltestellen dieser Halt aufgeteilt wurde. Den ganzen Rückweg sorge ich mich für sie mit. Aber nur ein bisschen. Dann gibt es Croissants.
Natürlich verfolge ich den Amber Heard/Johnny Depp Prozess, ich schaue ja auch Raketenstarts und hätte fast den ESC geguckt, wenn ich nicht doch bessere Sachen zu tun gehabt hätte. Endlich mal wieder ein Thema über das alle reden und das weder mit toten Kindern, noch mit dem Ende der Menschheit zu tun hat. Und das beste: Egal, zu welcher Tageszeit ich mein Handy zücke, gibt es neue Highlights, Reaktionen und Memes. Die Contentmühle ackert in allen Zeitzonen. Der Livestream ist dabei gar nicht so wichtig, denn obwohl jede Geste analysiert wird, spielt die eigentliche Geschichte ja in der Rezeption und nicht im Gerichtssaal. Das, wofür der Prozess steht, macht ihn so tragisch, aber auch so spannend. Wie soll ich da denn nicht hinsehen?