Wolfram Eilenberger: Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 – 1929
Es geht um Wittgenstein, Benjamin, Heidegger und Cassirer. Letzteren kannte ich vorher gar nicht, denn er fällt etwas aus der Reihe heraus. Das ist erhellend und beruhigend. Es geht also auch ohne großes Ego. Nur verkauft man dann halt weniger Fanartikel. Lust habe ich jetzt aber auf alle vier. Eilenberger serviert Philosophiegeschichte als mehrstündiges kommentiertes Fußballspiel in kleinen, gut verdaubaren Portionen. Zwischendurch liest sich das Ganze dadurch manchmal wie eine NTV-Dokumentation. Die biografischen Schicksalsstunden und imaginierte Gegenüberstellungen zwischen den Theoriepassagen tun dem Buch aber sehr gut.
Sally Rooney: Normal People
Über mehrere Kapitel habe ich geglaubt, die Handlung spiele im mittleren Westen der USA, bis Figuren plötzlich anfangen regelmäßig nach Dublin zu fahren. Eigentlich ist Ort aber austauschbar. Und auch die Sprache versucht der Handlung so sehr aus dem Weg zu gehen, dass sie beim Lesen angenehm bis irritierend egal wird. Das Buch wird dadurch zur fesselnden Wegleselektüre, aber bleibt wahrscheinlich nicht in Erinnerung. Und selbst das tut nicht weh.