Ich höre Armen Avanessian zu, wie er Peter Sloterdijk zuhört, der auf Gottfried Benn hört und der mir wiederum rät in der Wikipedia nachzuschlagen wie das mit ihm und den Nazis war. Das tue ich, und der 3D-Drucker druckt und die Leiche einer Honigpomelo liegt zerfleddert über den ganzen Tisch verteilt und O-Zone singen Dragostea din tei.
Jahr: 2018
10.11.2018
Vor einer Hand voll Renter*innen und Student*innen verkündet:
Heute, am 10. November 2018 um 16 Uhr, 100 Jahre nach Ende des I WK, der auf Jahrzehnte die europäische Zivilisation zerstört hatte, gedenken wir nicht nur der Geschichte, sondern nehmen unsere Zukunft selbst in die Hand.
Es ist Zeit, das Versprechen Europas zu verwirklichen und sich an die Gründungsidee des europäischen Einigungsprojekts zu erinnern.
Wir erklären alle, die sich in diesem Augenblick in Europa befinden, zu Bürgerinnen und Bürgern der europäischen Republik. Wir nehmen unsere Verantwortung für das universale Erbe der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte an, und geloben, sie endlich zu verwirklichen.
Wir sind uns bewusst, dass der Reichtum Europas auf Jahrhunderten der Ausbeutung anderer Kontinente und der Unterdrückung anderer Kulturen beruht. Wir teilen deshalb unseren Boden mit jenen, die wir von ihrem vertrieben haben. Europäer ist, wer es sein will. Die Europäische Republik ist der erste Schritt auf dem Weg zur globalen Demokratie.
Das Europa der Nationalstaaten ist gescheitert.
Die Idee des europäischen Einigungsprojekts wurde verraten.
Der Binnenmarkt und der Euro konnten ohne politisches Dach zur leichten Beute einer neoliberalen Agenda werden, die der Idee der sozialen Gerechtigkeit widerspricht.
Daher muss die Macht in den europäischen Institutionen erobert werden, um den gemeinsamen Markt und die gemeinsame Währung in einer gemeinsamen europäischen Demokratie zu gestalten.
Denn Europa heißt: Menschen zu einen und nicht Staaten zu integrieren.
An die Stelle der Souveränität der Staaten tritt hiermit die Souveränität der Bürgerinnen und Bürger. Wir begründen die Europäische Republik auf dem Grundsatz der allgemeinen politischen Gleichheit jenseits von Nationalität und Herkunft. Die konstitutionellen Träger der europäischen Republik sind die Städte und Regionen. Der Tag ist gekommen, dass sich die kulturelle Vielfalt Europas endlich in politischer Einheit entfaltet.
Der Europäische Rat ist abgesetzt.
Das Europäische Parlament hat gesetzgeberische Gewalt.
Es wählt eine europäische Regierung, die dem Wohle aller europäischen Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen verpflichtet ist.Es lebe die Europäische Republik!
Und dann regnet es vom Roten Rathaus Flugblätter. Das Bild ist schön. Ein Chor singt. Aber während wir Haltung demonstrieren, entwickeln die Rechten Strategien.
09.11.2018
Ich deute entschuldigend auf die Salbei Bonbons und dann auf meinen Hals, aber die alte Frau hinter mir ist voll damit beschäftigt den Nazis hinterher zu rufen und bemerkt mich gar nicht.
08.11.2018
Das Prämissenübersättigungsproblem findet man normalerweise eher im Kontext von Großfamilien, Dorffesten oder Mittelstandfirmenfeier: Die Prämisse einer Als-Ob Behauptung (Wir befinden uns im Jahr 2048 und blicken zurück, wie wir hierhin gekommen sind) wird so oft und laut wiederholt (ostentatives Präteritum) bis die Behauptung nur noch als Witz ertragen werden kann (Ich als 85 Jähriger) und in sich zusammenfällt.
07.11.2018
Aufstehen, Brot schmieren, Büro, gemeinsames Abendessen, gemeinsames Zähneputzen STOP nach so einem Tag musste dringend und unverzüglich eine Grenze her, die ironisch gebrochen werden konnte. Die Erzählung drohte zu entgleiten. Das Gesicht im Badezimmerspiegel wartete gespannt.
06.11.2018
Ok, ich bin wieder halbwegs fit, dann kann ich ja ins Seminar gehen. Auf geht’s. OK, das erste lasse ich vielleicht ausfallen, doch nochmal lieber ins Bett. Aber ins zweite Seminar dann. Jo. OK, vielleicht doch nicht. Doch wieder Bett. Verdammt.
Stattdessen: Hartkäse (28 Monate), Weichkäse, (Ziege), Brötchen (Domberger), Honig (Raps) und Marmelade (Kirsche)
05.11.2018
Selbsterfahrung wie ein Naturforscher im Unterholz mit dem Bestimmungsbuch in der Hand. Es gilt die Frage des Kranken im 21. Jahrhunderts: Ich bin das, was ich bewirke und (zum Ritual) mache, aber wenn ich das weglasse, was bleibt dann?