4. Festivaltag: Wer seinen Schlafsack nicht teilt, der friert auch nicht. Was in der ersten Nacht noch zu verzeihen ist, schwankt in der zweiten müde zwischen Naivität, Dummheit und Trotz.
Jahr: 2022
10.09.2022
3. Festivaltag: Der eine Frosch ist eine Wolke und hustet Planeten in den Himmel, dem anderen trete ich in der Nacht auf den Fuß. Die Lichter machen heute die aufregendsten Saltos, die in der Manege sind aber auch nicht schlecht.
09.09.2022
2. Festivaltag: Der Vollmond verschwindet kurz bevor der Drahtseilakt beginnt, wie um nicht die Show zu stehlen. Alles Profis da oben.
08.09.2022
1. Festivaltag: Nach dem Kauf der Gummistiefel fühle ich mich wie ein englischer Lord und stolziere damit durch die Einkaufspassage in den H&M, wo J auf mich wartet. Als Elisabeth II. stirbt, beziehen wir bereits unser Landschloss im Matsch.
07.09.2022
Die Pilotfolge des Podcasts ist fertig. Naja fast. Ich schicke sie ab und würde meinen Kopf unter dem Kopfkissen verstecken, habe dafür aber keine Zeit. Diese Woche hat nur drei von fünf Tagen, doch ihr ist das egal. Der Anspruch rächt sich am Abend.
06.09.2022
Wie die Anspannung und die schlechte Laune verfliegt, nachdem ich mich entschieden habe, doch kein Yoga mehr zu machen und nachdem ich doch nicht mehr duschen gehe, sondern gleich ins Bett, auch wenn es die fettigen Haare nötig hätten, darüber müsste man mal schreiben. Das wäre doch ein interessanter Text. Über diesen erlösenden Moment nach der Niederlage kurz vor den Tränen, mit Wärmekissen im Nacken und der Bettdecke unter die Füße geschlagen. Über die Weichheit nach der Kapitulation und vor dem Widerstand gegen den Schlaf. Aber dafür bin ich zu müde.
05.09.2022
»Es ist [ ] zu spät«, steht auf dem Plakat für das Volksbegehren Berlin 2030 klimaneutral. Das »noch nicht« wurde herausgeschnitten und durch das Loch schaut der Laternenpfahl.
Vielleicht wollte sich jemand die Hoffnung mitnehmen, möchte ich erst gerne glauben, aber viel wahrscheinlicher kommt die Person hier jeden Tag auf dem Weg zur U-Bahn vorbei und ist an einem besonders niederschmetternden Morgen extra noch einmal umgedreht, um das Teppichmesser zu holen. Lieber zu spät zur Arbeit kommen, als so verhöhnt zu werden.