Jahr: 2023

08.01.2023

In der Nähe von Frankfurt gibt es den Opel-Zoo. Der wurde 1956 auf Initiative von Georg von Opel, einem Enkel von Adam Opel, gegründet.

Bekanntlich kommt die Familie Opel aus Rüsselsheim und da hätte Georg seinen Zoo bauen sollen. Und was für einer wäre das gewesen. Nicht nur mit allen Arten Elefanten und Tapiren, sondern auch mit Nasenaffen, Nasenbären, Opossums, Saigaantilopen, Dikdiks, Erdferkel, Rüsselhündchen, Spitzmäusen und Igeln. Alles, was seine bewegliche Nase neugierig in fremde Angelegenheiten steckt. Der Rüsselzoo in Rüsselsheim. Was für eine vertane Chance.

07.01.2023

Wer guckt mich denn da an? – Achso, mein dreißigster Geburtstag aus ein paar Monaten Abstand. Nicht fragend, sondern richtend und bei Blinzelwettbewerben, die eh nicht gewonnen werden können, kann man auch schon im ersten Augenblick mit dem Lachen und den Tränen beginnen.

06.01.2023

Tango tanzen ohne Streit und Anschweigen auf dem Heimweg, um dann Stunden oder Tage später wegen einer Kleinigkeit völlig überzureagieren und die eigene Unsicherheit an Grundsätzlichkeiten auszuagieren. Eine Handreichung für mutige Paare und die, die es noch werden wollen.

20 € – Taschenbuch, überarbeitete 3. Auflage (2023)
Das Aktionsangebot Anonymer Versand mit Blumenstrauß (30 €) gilt nur bis zum 05.02.2023.

05.01.2023

Joggen macht demütig. Insbesondere, wenn du mehrere Monate nicht mehr laufen warst, die Muskeln schon nach den ersten Metern protestieren und du im Dunkeln darauf hoffst, die Seite des Parkwegs mit weniger Matsch gewählt zu haben, während dich eine Gruppe auf E-Rollern überholt. Zu Hause wartet eine abfotografierte Vortragsfolie auf mich:

Stelle dich deiner Scham, deiner Abhängigkeit und Mittelmäßigkeit, Begrenztheit und Getrenntheit. Verstecke dich nicht hinter deinen Verletzungen und Ansprüchen. Übernimm Verantwortung für deine Größe und deine Kleinheit und dein Angewiesensein auf die Anerkennung durch andere.

Unter der Dusche massiere ich sie erst sanft in die Kopfhaut und spüle sie dann wieder aus. Der Glanz bleibt.

04.01.2023

Die Zahl der Arbeitssuchenden, die sich auf LinkedIn als „Storyteller“ bezeichnen, stieg von keinem einzigen im Jahr 2011 auf eine halbe Million im Jahr 2017. Mittlerweile sind es noch mehr und auf TikTok haben alle „main character energy“. Aber lange wird das nicht mehr halten. Wenn in den nächsten Jahren das Internet mit Texten, Audios und Videos überflutet wird, bei denen wir nicht mehr wissen, ob sie von einem Menschen stammen, müssen andere Arten der Präsentation herhalten, um sich von den Maschinen abzugrenzen. Nachdem das Geschichtenerzählen für SEO-Zwecke komplett wegautomatisiert wurde, sprechen wir wie Teenager miteinander, die jeden zweiten Tag ihre Sprache umwälzen. Vielleicht in Reimen oder möglichst weit weg von der Schriftsprache, ganz zwischen den Geräuschen der Stimme.

03.01.2023

Weil wir noch Zeit haben, bis wir zum Restaurant aufbrechen müssen, aber nicht wirklich Lust haben vom Sofa aufzustehen, spielen wir noch zwei Spiele. Erst zeige ich meiner Schwester Semantle, wo es darum geht durch unendlich viele Versuche ein Wort anhand semantischer Ähnlichkeit zu anderen Worten zu finden. Anders als bei Wordle sind die Buchstaben also egal, es zählt nur die Bedeutung, beziehungsweise was der Datensatz aus der Wikipedia für inhaltliche Verwandtschaft hält. Das klingt komplizierter als es ist. Wenn „Arm“ das gesuchte Wort ist, dann hat „Bein“ einen höheren Ähnlichkeitswert als „Ellenbogen“, weil „Arm“ und „Bein“ in Texten öfter zusammen verwendet werden als „Arm“ und „Ellenbogen“.

Dann zeigt meine Schwester mir noch ein Spiel, bei dem wir die Länder Afrikas richtig identifizieren müssen. Wir liegen bei 75 % korrekt, was ungefähr der großen Wandkarte im indischen Restaurant entspricht, auf der die verschiedenen Filialen weltweit eingezeichnet sind. Der Pfeil für Schweden zeigt auf Finnland, der für die Niederlande auf Dänemark und die Schweiz ist nach Österreich verrutscht. Naja, alles Europa. Für Semantle ähnlich genug.

02.01.2023

So viel war heute gar nicht, aber dann doch genug, dass wir nach dem Abendessen alle müde Dasitzen und uns gegenseitig versichern, dass es voll in Ordnung sei, jetzt schon ins Bett zu gehen. Die letzten Nächte sei es ja immer spät geworden und der erste Montag des Jahres wäre ja auch kein Zuckerschlecken, auch wenn an dem Tag gar nicht so viel passiere, aber allein die Last, die sich dahinter auftürme, die Vorordnung der Vordinge trage bereits ihr mögliches Gewicht, das sei nicht zu vernachlässigen, also ich würde dann jetzt mal Zähneputzen gehen. Alle nicken, aber niemand hat zugehört.