Jahr: 2023

15.10.2023

Das Verb (unter)möllern meint das Mischen von metallhaltigen Erzen, Kohlenstoff und sogenannten Zuschlagstoffen (Hilfsstoffen) zur Gewinnung von Eisen in einem Hochofen. Beim Spaziergang kann es aber auch das kraftvolle einarbeiten einer Zwischenfrucht in den Acker meinen.

Am Abendbrottisch wird mit Landwirtschaftshintergrund das Wort grubbern ergänzt, was härter klingt, aber sanfter ist, weil ein Grubber den Boden nicht wendet, sondern nur auflockert, Unkraut, Erntereste oder Dünger einarbeitet.

Und wo gerade schöne Worte fallen: Ein großer Baumstumpf erinnert an einen mächtigen Baum, einen echten Kaventsmann, väterlicherseits mit R nach dem K gesprochen, weil das krachender und berstender klingt. Und ein Mottek ist im Ruhrgebiet oder Berlin, also wo Preußen Industrie gemacht haben, ein großer Vorschlaghammer, übernommen aus dem polnischen, vom młotek.

14.10.2023

Verloren.

13.10.2023

Im Friseursalon stehen mehrere Motorräder. Viel mehr Deko gibt es nicht. Ist es ein Aufruf zum Lufttrocknen? Ein Symbol für die Arbeitsgeschwindigkeit hier? Ist es ein Aufruf, sich auch auf dem Kopf Risiken einzugehen? Geht es um die Spezialisierung auf helmtaugliche Frisuren? Oder ist doch nur ein Parkplatz und die Möglichkeit, die Sammlung von der Steuer abzusetzen?

12.10.2023

Spieleabende sind wie die Rechnungen, die ich schreibe.

11.10.2023

Die Stimme in der Meditationsapp mahnt mich nicht an den Geräuschen um mich herum hängenzubleiben, sie nicht zu benennen, nur achtsam zur Kenntnis zu nehmen und sein zu lassen. Als Test und als wäre eine Stadt auch mit geschlossenen Fenstern schon nicht laut genug, folgen dann Waldgeräusche. Da sind Vögel, rauschende Blätter und ein kleiner Bach und dann benenne ich schon wieder, obwohl ich ja eigentlich nur wahrnehmen soll. Dann wechselt die Szene. Eine amerikanische Stadt. Es hupt, quietscht, zischt, dazwischen höre ich Stimmen und ich bemühe mich ganz anstrengungslos und durchlässig die Geräusche wahrzunehmen, bloß nicht zu benennen, aber unten im Hof ruft ein Kind laut: „Auutooo! Auuutooooo!“

10.10.2023

Während der Endentspannung verlässt die Yogalehrerin den Raum und lässt uns zurück wie das letzte Geschirr, das zwar noch pflichtbewusst mit dem Schwamm bearbeitet wurde, aber ohne noch mal abgespült zu werden, direkt zum Trocknen beiseitegestellt wird und das noch Spülmittelreste tropft, wenn die Küche für den Tag schon längst für erledigt erklärt wurde.
Erst denke ich, sie geht das weiße Licht im Flur ausmachen, dass durch Glasbausteine in der Wand den Versuch torpediert, aus dem Mehrzweckraum ein Yogastudio zu machen, aber dann bleibt sie weg, das Licht an und kurze Zeit später höre ich erst einen Tisch rücken und dann Stimmen, zu leise, um dem Gespräch zu folgen, doch eindeutig gehört eine davon ihr. Ich stelle sie mir in einer Büroküche vor, in der auch ein großer Drucker steht und an den die gelehnt mit einer Tasse Kaffee in der Hand einer Kollegin erzählt, wie nervig die Stunde ist und dass sie sich mit so wenigen Teilnehmer:innen nicht mal finanziell lohnt. Als ich sie zurückkommen höre, schließe ich schnell die Augen, wie ein Kind, das sich schlafend stellt.

09.10.2023

GästeArbeitszimmer