Vormittags unter der Woche liegen am See die Profi-Bräter, die Dicklederhäute, die Langzeitbelichter die pensionierten FKK-Veteranen mit Goldkettchenabzeichen und ich, mindestes halb so alt und doppelt so weiß. Eigentlich wollte ich wandern gehen, hatte Routen studiert, Proviant besorgt und meinen Rucksack gepackt, mich dann aber doch stattdessen kurzfristig zum Ausflug an den See. Aber auch da hält es mich nicht lang. Zu müde für Bewegung zu unruhig, um sich hinzulegen. Nach einer Runde im See steige ich wieder aufs Rad und essen den Proviant mittags zu Hause, bevor ich noch mal drei Stunden ins Bett gehen.
Ich weiß nicht, was mich mehr ärgert: das Gefühl von Freizeitplanversagen nicht loslassen zu können, die Scham wieder nach Hause zu kommen und mich meinen Mitbewohner:innen gegenüber zu erklären, das schlechte Gewissen, den auf dem Rückweg gekauften Frusteisbecher am Stück geleert zu haben, oder am Morgen die Intuition in der Hängematte zu bleiben nicht ernst genug genommen zu haben.
Aber ich weiß, dass die Hängematte noch da war, als ich wieder aufgewacht bin, ich darin seit längerer Zeit mal wieder geschafft habe einige Romanseiten am Stück zu lesen, die Amsel immer mehr Zeit auf unserm Balkon verbringt und dass ich heute zum ersten Mal in diesem Jahr wieder schwimmen war.