18.10.2022

Während der Performance läuft der Künstler eine Acht oder ein Unendlichkeitssymbol auf einem zwei Meter langen und einem Meter breiten Schaffell. Dabei erzählt er von all den Dingen, die ihn belasten und die er verheimlicht, obwohl im eigentlich so viel Ausdrucksmittel zur Verfügung ständen. Er erzählt, worüber er mit Freunden nicht redet, worüber er im Blog nicht schreibt, wovon er nicht mal in seiner Therapiegruppe erzählt. Davon, dass er überlegt ein Projekttreffen abzusagen, weil es in einer Kneipe stattfindet, dass er sich im Discounter nicht mehr kauft, was schön wäre auf Vorrat zu haben, sondern nur noch was nötig ist und dass er seine Eltern fragen muss, ob sie ihm das Zugticket für den Besuch an Weihnachten bezahlen. Er erzählt davon, dass er sich schämt, dass er glaubt, sich nichts anmerken lassen zu dürfen, damit die Sache nicht noch größer wird, als sie ihm eh schon zu mächtig ist, dass er sich nicht mal selber erlaubt, von der Situation erschlagen zu sein, weil er ja selber Schuld ist und dass er das Fell, seine Kleidung und alle Dokumente, die darauf hinweisen, dass diese Performance heute stattfand, nach ihrem Ende vernichten wird. Es ist sehr beeindruckend. Alle applaudieren und machen Fotos. Dann gibt es Sekt.