CruelWriteAssist (19,99€) ist ein Assistenzprogramm für Autor:innen, welches mittels der Bilderkennung auf bestimmte Gesten der Ablenkung trainiert wird – in meinem Fall das Knibbeln an den Fingern. Sobald diese Geste für eine vorab definierte Dauer ausreichend sicher von der Software erkannt wird, lassen sich individuelle Erinnerungen festlegen, die bildschirmfüllend eingeblendet oder abgespielt werden. Bei mir ein Zitat von Dan Harmon („Prove you are a bad writer“). Vorausgesetzt ist ein aktueller Laptop mit einer ausreichen hochauflösenden Webcam. Das Programm eignet sich aber auch einfach nur dafür, sich das unbewusste Popeln in der Bibliothek abzugewöhnen.
28.01.2025
Also es gibt die Bezirksverordnetenversammlung, die arbeitet ein bisschen wie der Bundestag auch in Ausschüssen, aber verabschiedet keine Gesetze und es gibt da auch keine Koalitionen, sondern Zählgemeinschaften und die machen keinen Vertrag, sondern unterschreiben eine Vereinbarung. Die ausführende Gewalt ist dann das Bezirksamt mit einer Bezirksbürgermeisterin und mehreren Bezirksstadträten, die wie Minister verschiedenen Themen zugeordnet sind und in ihrer Parteizugehörigkeit den Mehrheitsverhältnissen in der Bezirksverordnetenversammlung entsprechen. Und dann gibt es noch den Blutrat, den man sich wie die Interessensvertretung und gleichzeitig höchstes Gericht der Untoten hier in Mitte vorstellen muss. Der wird allerdings nicht gewählt, sondern die Plätze werden innerhalb der 13 mächtigsten Vampirfamilien des Bezirks vererbt, beziehungsweise im Duell errungen. Komm gerne mal vorbei.
27.01.2025
Irgendwann habe ich als Kind gelernt, dass ich mit vielen kleinen Strichen viel einfacher zum Bild komme, als wenn ich lange Linien ziehe.
Irgendwann habe ich aufgehört, die Kartoffel mit dem Schäler zu umwandern und habe begonnen, sie in der Hand kreisen zu lassen.
Wir haben drei Sparschäler, aber nur mit dem leichten aus dem Supermarkt schaffe ich das große Netz in weniger als zehn Minuten. Der glänzende Markenschäler schaut mich vorwurfsvoll durch den Schneebesen hindurch an. Eine Kartoffel nach der anderen plumpst in den Topf.
26.01.2025
Bagel statt Berghain. Stimmt nicht, aber von einer Zimtschnecke und einem kleinen Cappuccino wären die Türsteher auch nicht beeindruckt gewesen.
25.01.2025
Wir haben es mit einer Trendübernahme des Frittierhühnchens zu tun, einer Gentrifrittierung des Fried Chicken Sandwich. Der arabischen Imbisskette entrissen und zum vielfachen Preis mit der hausgemachten Mayo für den Food Guide to Berlin abgelichtet, verdrängt es die etablierten Hüter der Aufwärmware aus Masthaltung in die Nebenstraßen. Aber jeder hat nicht jeder das Recht auf den wohlig warmen Mantel einer fetttriefenden Panade?
24.01.2025
Ich finde in meiner ToDo-Liste die Notiz „Baummuskeln trainieren“ also
recke ich meine Hände in den Himmel und warte, bis die Arme schmerzen.
stupse ich die junge Pappel im Hof an, um Wind zu simulieren.
erzähle ich abends mit Apfelschorle in der Hand davon im Keller vom Brechthaus, damit die Anekdote nicht verschwendet ist, falls ich sie doch nicht aufschreibe.
Bei der Tagung zum Thema Autofiktionalität zögern vor allem die eingeladenen Autor:innen den Begriff in den Mund zu nehmen. Das sei nicht ihr Zuständigkeitsbereich. Zwischen den Vorträgen und der Podiumsdiskussion gibt es belegte Brötchen, da zögere ich. Mich hat niemand eingeladen, also nehme ich schließlich zwei, um nicht aufzufliegen.
Fritz nimmt sich keine. Fritz ist vielleicht vegan und nicht alle Aufstriche sind identifizierbar, vielleicht hat Fritz aber auch einfach keinen Hunger oder muss sich oder den anderen hier nichts beweisen. Fritz trägt Vokuhila, Silberschmuck, ein Hemd aus den 90ern und studiert ein bisschen in Hildesheim. Fritz schreibt sich wie die Cola, mag die Mate aber lieber, ist mutig, nicht nur, weil Fritz mich anspricht und nachfragt, als meine Antwort knapp bleibt, sondern weil Fritz im eigenen Schreiben durch den Matsch watet, wo ich Pfützen präventiv zum unpassierbaren Moorgebiet erkläre. Das beeindruckt mich. Wenn es denn stimmt. Das mit dem Verhältnis von Fakten und Fiktion bleibt weiterhin produktiv ungeklärt, wurde vielleicht aber bereits am ersten Tagungstag geklärt.
23.01.2025
Nieselregen, schlechte Nachrichten, aber dann Parfürmduftspuren in einer unerwarteten Wohnungsecke.