09.03.2024

Die Aufgabe: Dahin gehen und essen, wo die Lust ist. Und zum Deutschlandfunk natürlich.

“Dystopian fiction is when you take things that happen in real life to marginalized populations and apply them to people with privilege.”, steht auf der Folie und alle nicken und meine Sitznachbarin beugt sich zu mir und fragt mich, ob sie den alten weißen Mann da vorne kennen sollte, aber ich bin auch nur dahin gegangen, wo der Saal voll war. Mist. Nochmal von vorne. Willst du auch einen Kaffee?

08.03.2024

Flixtrain statt ICE Sprinter. Wegen des Bahnstreiks verpasse ich die Auftaktveranstaltungen von „Erzählen gegen die Krise“ am Abend aber versuche die Enttäuschung als solidarisches Opfer für die Streikenden zu verbuchen. Auch eine kleine Erzählung.

07.03.2024

Wer noch vor sieben joggen geht, hat sich auch verdient Fotos vom Sonnenaufgang zu verschicken. Und wer nach zehn weiteren Metern auf der Brücke merkt, dass er noch einen viel schöneren Sonnenaufgang hätte fotografieren können, darf ihn für sich behalten.

Am Nachmittag nehme ich zum ersten Mal bewusst das TikTok-Genre Hopecore wahr. Ein Zusammenschnitt von Athlet:innen, die sich gegenseitig Wasserflaschen reichen oder sich über die Ziellinie stützen, während die Hintergrundmusik und die Kommentatoren sich in ihrer aufgeregten Sprachlosigkeit zu übertrumpfen versuchen.

Wer sich selbst Sonnenaufgänge schenkt, braucht kein Hopecore, beschließe ich und notiere den Begriff.

06.03.2024

Viel Trotz und Verständnisfrust, als lägen nicht schon fast 70 Stunden analytische Gruppe hinter uns, was wohl aber nur ein Warmwerden war, so viel wird langsam allen klar – hoffe ich zumindest, damit ich mich mit dem mühsamen Vorankämpfen durch das Mitteilungsdickicht nicht so alleine fühle.

Auf dem Heimweg heulen die Bremsen bei jeder roten Ampel laut auf.

05.03.2024

Doppeldate in der Bar ein Haus weiter. Der Barkeeper ist verwirrt, weil ich sonst mittwochs da bin, aber auch für uns ist das eine neue Situation. Nach dem zweiten Getränk – dass der Longdrink in Neukölln doppelt so viel kostet, beruhigt mein Gewissen, sich in unserer Nachbarschaft getroffen zu haben – werden was-wäre-wenn Linien auf den Tisch gemalt, aber schließlich gehen doch alle in ihre eigenen Betten. Heute ist ja auch erst Dienstag.

04.03.2024

Ich brenne die Nebenhöhlen mit Tiger Balm frei. Nasenhaarvietnam inklusive falscher Hoffnungen auf die Möglichkeit eines Siegs.

03.03.2024

Das schlimmste, was an so einem Sonntag mit Wohnzimmersonnenfrühstück, Vormittagssex und Hörbuchjoggen im Wald passieren kann, tritt ein: Die Kuchenauslage im Blumenladen des Vertrauens ist im Gegensatz zur Blumenauswahl im Café der Wahl schon um halb vier komplett leer. Noch qualvoller als die daraus resultierenden zwei Minuten Umweg ist nur die Entscheidung, ob ich es beim Café links oder rechts davon probieren soll.