31.03.2025

Ich trage eine lange geknickte Drahtstrebe um den Hals. Es ist maximal unpraktisch, aber so ist Mode eben. Sie ist beim Wäscheaufhängen aus dem Ständer gebrochen und seitdem trage ich sie so durch die Wohnung, weil sie zu lang für den Restmüll ist, aber wenn ich zu viel darüber nachdenke, vielleicht sogar ins Altmetall gehört. Ich kollidiere mit Türrahmen, sie stört mich beim Tippen, piekse mir selber in die Arme, ständig muss ich sie zurechtrücken, es sieht schrecklich albern aus, aber sie umklammert so schön bestimmt und sanft schwingend meinen Hals.

30.03.2025

Flohmarktfund und Dönermund
Das riecht nach einer Party, die ich nie gefeiert habe

Schmuck, noch warm aus dem 3D Drucker
das Buch über die Kinderfrage als einziges mit dem Rücken zur Wand
Post-it Fahnen schwenkend aus dem Gespräch ausgeschlossen

Noch jemand Tee?

29.03.2025

Auf zur Leipziger Fluchmesse, hier gibt es Verwünschungen und Hokuspokus in allen Formen, Farben und Preisklassen, ernste alte Weißweinmagier und queere TikTok Hexen, osteuropäische Zauberspruchübersetzerinnen und natürlich Jugendliche in aufwendigen Verwandlungen.

Mein Über-Ich liegt weit weg am Strand in Gewissenhaft, während wir uns an der langen Schlange vorbeischmuggeln. Lyriklesungen gefallen mir halt einfach immer noch am besten unter Messehallenbedingungen, wenn die Poetin ihre eigene Stimme kaum hören kann und ich eigentlich seit einer halben Stunde dringend auf Klo muss.

Auf dem Heimweg noch schnell zu einer Heartbreak-Lesung in den Leipziger Osten, den Coolnessdurchschnitt senken, denn wer einmal die Schuhe wieder auszieht, hat verloren. Nach jedem Text fragt die Moderatorin zur autofiktionalen Beglaubigung nach dem aktuellen Herzenszustand der Vortragenden. Immer, wenn es nicht mehr gebrochen ist, wird applaudiert.

28.03.2025

Sonnenleipzig mit zwei Stück Kuchen, einem Kaffee und einem Bier am Flussufer. Der Kuchen eher als Symbol, als dass er besonders gut schmeckt, er schmeckt sogar eher unterdurchschnittlich im Vergleich zum Kaffee und zum Ausblick und seinem Preis, aber es gibt ein Stück für den Freitag und eins für den Ausflug und das Bier für die Blicke. Sehr her, ich hole mir gleich noch ein zweites Stück Kuchen und sogar ein Bier noch dazu. Was für ein frühlingshafter Lebemann voller Kraft und Tatendrang!!1

27.03.2025

Ich bin Umzugshelfer und Öllieferant
Küchenchef und Gefühlsspekulant
mit dem Kopf in der Hose und dem Herz in der Hand
habe ich mich schon wieder im Anspruch verrannt

26.03.2025

Gruppentherapie ist, wenn Dachs, Affe, Robbe, Storch und Waschbär in meiner Abwehr zusammen sitzen und grübeln, wer die anderen beiden sind, mich aber dabei vergessen.

25.03.2025

Die Untermiete tickt und nichts schmerzt so schön empörend wie ein unpersönlich mitgeteilte und aber ganz persönlich gemeinte Absage. Vielleicht ist es ja unmöglich in Moabit und Umgebung eine Wohnung zu finden, für die nicht auf Weihnachtsgeschenke und Ausflüge verzichtet werden muss und für die es nicht mindestens eine entfristete Ehe mit Verbeamtung sein soll, aber wer bürgt für eine attraktive Alternative?