02.04.2022

Ein Video in der Ausstellung ist aus Aufnahmen aus der Ukraine seit der Besetzung der Krim zusammengeschnitten: Interviews, Naziaufmärsche, brennende Kirchen, Polizeigewalt, Bilder von Überwachungskameras, Militär, Schlägereien, Explosionen usw. Drei Szenen lassen mich nicht mehr los. Die erste ist aus der Windschutzscheibe eines langsam fahrenden Autos gefilmt. Am Rand der Straße stehen und knien Menschen, Schüler werfen Blumen vor das Auto. Irgendwann fängt jemand nicht sichtbar im Auto an zu schluchzen und eine andere Stimme spricht auf ihn ein. In der zweiten ist u.a. ein junger orthodoxer Priester zu sehen. Mit dem Rücken zur Wand und angsterfüllt beantwortet er Fragen zu seiner Homosexualität und warum er sich für diesen Tag online mit einem 14-jährigen Jungen verabredet hat. Die dritte Szene besteht aus vier Videos, die nebeneinander montiert sind. In zwei davon ist Feuerwerk zu sehen, in den anderen beiden Luftangriffe und Raketenbeschuss.

Nach 40 Minuten und dem Abspann habe ich genug. Auf einen der Wegweiser im Park hat jemand einen glitzernden Sticker geklebt, auf dem „Frieden“ steht, aber kaum bin ich wieder zu Hause beginnen sich auf Twitter die Bilder und Videos aus den Dörfern zu verbreiten, aus denen sich die russischen Truppen um Kiew wieder zurückgezogen haben. Auch hier Triggerwarnungen, die ich ignoriere.