06.03.2020

Im Plattdeutsch-Hochdeutschen Wörterbuch für Ostfriesland werde 15 verschiedene Redensarten aufgezählt um zu sagen, dass jemand gestorben ist. „He is inslapen“, „na de Boomkes“ oder „benede gahn“, „he hett de Lepel bisied leggt“, oder „vergeten Aam to halen“, aber am schönsten finde ich „he is ut de Tied fallen“ und „ut de Tied raakt“. – Aus der Zeit zu fallen, zu sinken, davon nicht mehr betroffen zu sein. Das klingt nach der Welt vor der Industrialisierung, vor der Erfindung von Freizeit, Pünktlichkeit und Zeitmanagement. Nach einer Lebensart, die Spuren in der Sprache hinterlassen hat und hoffnungslos von mir romantisiert eher von den Versäumnissen der Gegenwart erzählt. Zeit ist nicht etwas, das man hat, sondern in dem und mit dem man sich bewegt. Zu Sterben heißt aus dem Fluss zu steigen, während wir anderen weiter treiben.

In jedem Dorf wird ein bisschen anderes Platt gesprochen und ich weiß nicht, ob mein Opa so etwas jemals gesagt hätte, aber ich hoffe, dass er am Ufer ein schönes Plätzchen gefunden hat.