09.09.2017

Andreas Reckwitz: Performative Authentizität
Das Subjekt in der spätmodernen Gesellschaft der Singularitäten

„Authentizität ist keine Eigenschaft, sondern ein Prozess, eine Praxis der Authentifizierung. Das Subjekt singularisiert sich, und es soll sich singularisieren: Es will und soll kein durchschnittliches, sondern ein attraktives und außergewöhnliches Leben haben – und die anderen sollen es sehen und diese Attraktivität beglaubigen. […] In der Moderne war es die Kunst – von der bildenden Kunst bist zur Literatur – historisch das erste soziale Feld, das sich radikal auf Entitäten mit Singularitätswert – eben die Kunstwerke – ausgerichtet hat und einen Singularitätsmarkt mit komplexen Techniken des Aufmerksamkeitsmanagments und der „Valorisierung“, das heißt der Bewertung des Besonderen (etwa in der Kunstkritik), ausbildete. […] Auf Singularitätsmärkten bewegen sich die Güter des kulturellen und ästhetischen Kapitalismus ebenso wie die Wohnorte und Reiseziele, die spirituellen Offerten des Marktes der Religionen ebenso wie die ambitionierten Bildungseinrichtungen – und nicht zuletzt und in einer Reihe mit ihnen die Subjekte auf den Arbeits- und Partnerschaftsmärkten und schließlich in der digitalen Welt.“