Nachmittags schickt der Hausarzt seine Sprechstundenhilfe jetzt immer nach Hause, weil er Kosten reduzieren will. Als ich reinkomme, erklärt er das gerade der einzigen anderen Person im Wartezimmer und macht das dann auch noch für weitere zehn Minuten, nachdem ich mich dazugesetzt habe. Idealismus lohnt sich finanziell eben nicht, werfe ich ein, um seinen Vortrag zum Ende zu bringen. Den Gedanken, dass er auch sehr viel Zeit und Geld sparen könnte, wenn seine Welterklärungseinheiten nicht immer so ausarten würde, behalte ich aber für mich.
Ich komme dann vor der anderen Person dran, weil ich einen Termin habe und sie nicht. Während der Arzt die Grippeimpfung im Kühlschrank sucht (es ist ja niemand da, um sie ihm vorzubereiten), erzählt er mir, wo und wie er jetzt überall CO₂ spart. Ich gebe zu bedenken, dass bei allen löblichen persönlichen Entbehrungen die politische Dimension des Problems nicht außer Acht gelassen werden sollte und dass es ja einen größeren Effekt hätte, z. B. Druck für die Abschaltung von Kohlekraftwerken zu machen, statt funktionierende Glühbirnen auszutauschen; die Fokussierung auf die Individualverantwortung sei ja durchaus im Interesse bestimmter Industrien …. aber er ist derjenige, der hier die Vorträge hält und dann kommt auch schon das Pflaster.