13.01.2018

Liminalität (lat. limen: Schwelle, engl. liminality, frz. liminalité) bezeichnet Schwellenerfahrungen, Prozesse der Grenzüberschreitung un Zustände des >Zwischen<, wie sie u.a. im Rahmen kultureller Aufführungen und ästhetischer Ereignisse auftreten können. Die Struktur derartiger Passageriten ist laut van Gennep immer gleich:

  1. Separation
  2. Transformation
  3. Aggregation

In der (2.) liminalen Phase geht es um Erfahrungen des Weder-Noch, der Unstrukturiertheit und der Emergenz: Alte Bindungen sind aufgelöst, neue jedoch noch nicht geschaffen, sondern erst im Werden bzw. im Erscheinen begriffen. Das rituelle Subjekt befinde t sich in einem Zwischenstadium, das weder Merkmale des vergangenen noch es künftigen Zustands aufweist und neue, teilweise verstörende Erfahrungen ermöglicht.

Liminale Zustände generieren die Erfahrung einer Anti-Struktur. Die Gesellschaftsstruktur wird vorübergehend konterkariert, woraus sich nicht zuletzt politische Handlungsmöglichkeiten ergeben können. In individueller Hinsicht sind im Zustand der Liminalität Erfahrungen der Entgrenzung des Ichs und das Verschmelzen von Handeln und Bewusstsein (flow) möglich. Schwellenerfahrungen müssen in kulturellen Aufführungen, anders als in Ritualen, jedoch nicht in einer dauerhaften Statusänderung münden. Liminalität kann im Theater also ebenso ein individueller wie reversibler Zustand sein. Die Erfahrung von Schwellenerfahrungen kann also konkret nur im jeweiligen aufführungsgeschichtlichen Zusammenhang  beschrieben werden.

 

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