13.07.2022

Ich liege auf dem Balkon, mit einem Buch über Schriftsteller und ihre Probleme mit ZK und Stasi in der DDR und Nazis in der BRD auf der Brust und tue so als wäre ich schon eingeschlafen. Das Buch ist das literarische Gegenstück zu Tierdokus, wie sie aussahen, bevor Hochgeschwindigkeitskameras, Drohnen und große Orchester aufregende Actionfilme aus ihnen gemacht haben – lehrreich und entspannend weit weg.

Mich schlafend zu stellen mache ich manchmal ganz gerne, bestimmt mehrmals im Jahr, weil es eine so gemütliche und heimliche Form des Miteinanders ist und dabei gleichzeitig ganz ruhig und ein bisschen aufregend. Dabei stellt man sich ja eigentlich fast jeden Tag schlafend. Tut so, bis es wirklich passiert. Nur wenn ich es zu sehr will, klappt es natürlich nie. Das ist auch das Problem in dieser Situation. Am liebsten würde ich wirklich schlafend gefunden und überrascht werden, ein zusätzliches nebeneinander aufwachen gewinnen und nicht nur das Näherkommen erlauschen. Aber genau diese Spannung hält mich wach.