18.07.2022

Von unserer Dachterrasse kann ich auf eine ganze Reihe anderer Balkons blicken, aber bewusst sehe ich nur drei. Der eine gehört dem Paar, das den Blumenladen an der Ecke betreibt und die hier schon viele Jahre wohnen. Sie haben es sich zwischen Blumen, Büschen, Sträuchern und sogar zwei kleinen Bäumen bequem gemacht. Direkt daneben hat jemand beim Einzug in die frisch sanierte Eigentumswohnung direkt auch in die Begrünung investiert. Wie Burgzinnen stehen auf der Brüstung riesige Holzkästen mit großen Pflanzen, die an einem Tag plötzlich aufgetaucht sind und seitdem auch nicht mehr aufhören wollen zu blühen. Das sind keine Pflanzen aus dem Baumarkt. Das ist ein in Auftrag gegebenes Gesamtarrangement mit integriertem Blickschutz.

Ähnlich üppig sieht es beim Balkon links von uns im Neubau aus. Ich muss mich über unsere Blumenkästen lehnen, um ihn wirklich zu sehen, und er ist nicht so groß wie unserer oder die von gegenüber, aber so grünbunt und lebendig vollgestellt, dass gerade mal Platz für einen kleinen Tisch und zwei Stühle bleibt. Auch diese Pflanzen waren irgendwann plötzlich da, aber auch hier ist selten jemand zu Hause, um sie zu betrachten.

Diese Balkons sehe ich und nicht die vielen anderen im Hof mit klassischen Balkonblumen, vertrockneten Bemühungen des letzten Jahres oder komplett ohne Bepflanzung. Der Vergleich soll ja wehtun.

Die Ungeduld, wenn die Blumensaat Zuspruch und die Neuzugänge von ALDI gedrückte Daumen brauchen. Der Neid auf große Töpfe und Ausflüge zum Gartencenter. Das Selbsthilfebuch mit Balkonmetaphern über Dankbarkeit, Geduld und falsche Vergleiche schreibt sich von selbst.