19.06.2021

„Alle meine Pferde ringen um die Nacht. Kein Pferd ringt allein, denn alle meine Pferde ringen um die Nacht. Wenn mich etwas rühren könnte, dann das, Ich sehe eine Herde. Kurz darauf stellte sich heraus, dass in diesem Hoddis-Zitat gar nicht von Pferden die Reden war. Nein, es ging um Pfade. Pfade?, fragt Veronika. Auch gut. Da höre ich dann die nächtlichen Diskursschleifen – da herauszukommen und denn noch weiterzureden. Alle meine Pferde, alle meine Pfade.“  – Monika Rinck: Ah, das Love-Ding

Ich sitze müde in Boxershortsbriefs im Schaukelstuhl auf dem Balkon, schaukele warte auf den Regen und versuche das Zitat aus dem Buch zu verstehen, das ich schon nach dem ersten Kapitel in den Schrank hätte stellen sollen, weil mir für so aufmerksames Lesen zurzeit die Aufmerksamkeit fehlt. Aber ich lese es doch weiter, weil es ein Geschenk war und weil das Thema wichtig und drängend scheint, also nehme ich es doch immer wieder in die Hand, aber ich lasse eher das Auge über die Essays gleiten, als das ich den Text durch mich durchschleife.

Es donnert und blitzt bereits, aber der Regen lässt auf sich warten. Warum eigentlich schon wieder Pferde? Lässt sich da eine Symbolik konstruieren?

Der Regen lässt auf sich warten. Ach, wenn ich nur auch so einen schönen Lesesessel hätte, dann würde ich bestimmt viel mehr Lesen, denke ich, aber sowas glaube ich selbst bei über 30 Grad nur kurz ernsthaft.

Als das tröpfeln endlich Ernst macht, kommen nach und nach die anderen Unterwäschemänner auf den Balkon und wir patschen mit den Füßen im Wasser und Nachbarn winken sich freudig triefend von den Balkons zu, die sich sonst im Hof nie grüßen würden.