Monat: April 2019

09.04.2019

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Schuhfachgeschäfte
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend falsche Schuhe gäbe
und hinter tausend falschen Größen keine Welt.

[…]

Dann halt Online.

08.04.2019

Wieder Frühsport, dann ein überraschender Spaziergang durch den botanischen Garten, eine Vorlesung, eine unerwartet lange Fahrradtour durch Berlin, Yoga ohne Abholen und etwas mit Schuhen, aber weil ich diesbezüglich mittlerweile an eine internationale Verschwörung glaube, tut der Frust bei jedem Mal ein bisschen weniger weh und ich spare mir die Geschichte und falle einfach sofort um.

07.04.2019

Kleindachgartenkolonie Moabit.

06.04.2019

Die Theaterkarten lagen seit mehreren Tagen erwartungsvoll auf meinem Schreibtisch. Als ich Mittags aber immer noch niemanden gefunden hatte, um die zweite Karte zu übernehmen, entschloss ich mich doch alleine zu gehen. Ursprünglich war das eh der Plan gewesen. Die zweite Karte hatte ich in stummer, realitätschaffender Hoffnung gekauft.

Schlagartig verbesserte sich meine Laune. Getroffene Entscheidungen lassen sich viel besser erzählen.

Den Rest des Tages überbrückte ich vorfreudig mit Putzen, Aussortieren und den Blumenkübeln auf dem Balkon. Dann stieg ich in die falsche U-Bahn und merkte es erst nach fünf Stationen. Vielleicht wollte ich es auch nicht bemerken, über den Teil bin ich mir noch nicht sicher. Um Selbstmanipulation auf die Schliche zu kommen ist man auf Indizien angewiesen. Die fehlen mir noch und der Zeuge verstrickt sich in widersprüchlichen Aussagen.

Als ich meinen Fehler bemerkte war mein großzügiger Zeitpuffer schon aufgebraucht und obwohl es noch 20 Minuten bis zum Beginn der Vorstellung waren, hätte ich mindestens 30 bis zum Theater gebraucht. Ich traute mich nicht zu weinen, weil bereits eine ältere Frau im Waggon weinte. Sie sah aus, als hätte sie wirklich einen Grund dafür.

Auf dem Heimweg kaufte ich mehrere Überraschungseier als Wurfgeschosse um damit die Pärchen von den Bänken im Park zu vertreiben, konnte es dann aber doch nicht übers Herz bringen und verteilte sie in der WG. Auf der Wohnzimmerwand lief Our Planet mit David Attenborough, bei dem ich immer an Alexander Kluge denken muss, obwohl es doch noch so viele andere alte weiße Männer gibt, die einem die Welt erklären wollen. Dazu gab es Mönchshof Radler und Popcorn mit extra viel Butter und Puderzucker. Zum Nachtisch Age of Empires 2.

05.04.2019

Kopf streicheln, den Rest vergessen.

04.04.2019

Ausgedehnter Spaziergang um den Volkspark Rehberge mit Unterbrechung für eine magengrummelnde SMS auf einem Baumstamm in der Sonne, weil auch einfühlsames Druck machen immer noch Druck machen ist.

03.04.2019

Dostojewski (Die Brüder Karamasow, 1880) schrieb:

Ich sage dir, der Mensch kennt keine quälendere Sorge, als jemand zu finden, dem er so schnell wie möglich das Geschenk der Freiheit übergeben kann, mit dem er, dieses unglückliche Geschöpf, geboren wird.

Fromm (Die Furcht vor der Freiheit, 1941) ergänzte im Bezug auf die „masochistische Perversion“:

Solange ich zwischen meinem Wunsch, unabhängig und stark zu sein, und meinem Gefühl der Bedeutungslosigkeit und Ohnmacht hin und her gerissen werde, befinde ich mich in einem qualvollen Konflikt. Gelingt es mir aber, mein Selbst auf ein Nichts zu reduzieren, und bringe ich es fertig, das Bewusstsein meiner Isolierung als Individuum zu überwinden, so kann ich mich aus diesem Konflikt retten. Sich unendlich klein und hilflos zu fühlen, ist ein Weg zu diesem Ziel; sich von Schmerz und Angst überwältigen zu lassen, ist ein anderer Weg, und ein dritter Weg besteht darin sich den Wirkungen eines Rausches auszuliefern.

Aber alles Jahre vor CBT oder ACT, Kultivierung, Aneignung und Performance. – Wo macht hier ein zeitgenössischer Text weiter?