Monat: August 2019

03.08.2019

Ich habe den Kalendereintrag nicht hinterfragt, sondern für Greta ein Geschenk besorgt und mit Schmuckpapier verpackt, eine Karte geschrieben und alles mit einem Schleifchen fixiert und dann fragt meine Mitbewohnerin auf dem Balkon, warum wir denn schon heute Kuchen essen, wenn sie denn erst Morgen Geburtstag hat, und Greta lacht und sagt, dass sie im März geboren sei und mir schießt die Röte ins Gesicht, aber ich überreiche das Geschenk trotzdem, weil sich hinter dem Berg aus Scham die Menschen anlachen, die ich am liebsten lachen sehe. Vielleicht ist die beste Geburtstagsüberraschung vom eigenen Geburtstag überrascht zu werden.

02.08.2019

Podcasts lassen sich technisch oder als Genre beschreiben. Technisch handelt es sich um abonnierbare, episodische Audioinhalte. Als Genrebezeichnung sind mit dem Label Podcast meist sprachzentrierte und in der Regel dialogische Hörformate gemeint. Das sorgt immer wieder für Verwirrung, denn nicht alle Podcasts sind Podcast, aber eigentlich alle Podcast sind Podcasts, obwohl das so auch nicht mehr stimmt. Das podcasthafte wirkt zurück in die alten Medien, wobei das podcasthafte auch nichts anderes ist als eine Sprechsprachlichkeit und Direktheit, die erst marktkonform wegoptimiert wurde und jetzt in Powerpoint Präsentation zurückgebracht wird. Nur das sie da Storytelling und Authentizität heißt. Kulturpessimistisch bedeutet die neue Mündlichkeit den Untergang des Abendlands, aber vielleicht waren die Massenmedien geschichtlich auch nur eine seltsame Ausnahme und alles wird gut…

Das Fernsehen hatte es leicht, solange es noch ein eigenes Gerät war, das man benennen konnte. Natürlich laufen auch Filme im Fernsehen, aber der Laberpodcast ist wie das Vormittagsfernsehen. Hier entfaltet sich das Medium unter seinen technischen Bedingungen und als Möbel im sozialen Raum. Genauso belächelt.

In der Abonnierbarkeit des Podcasts steckt die Demokratisierung der Produktionsmittel und Verbreitungskanäle, so wie die Entdeckung der Nische als Zielgruppen. Daran ändert auch Spotify nichts. Die Serialität verweist auf den Platz und die Freiheit, die uns im Internet versprochen wurde; Platz für die Entfaltung von Geschichten und als Archiv für Abgeschlossenes zugleich. Auch daran änder Spotify nichts. Auch hinter der Paywall deutet das Abschweifen auf den Kern dessen, was Erzählungen leisten. Benjamin und Brecht hatten sich das anders vorgestellt, aber das hatten wir es uns im Sendegate auch.

01.08.2019

Alles auf 67%. Unzufrieden aber nicht verbittert.