Monat: April 2020

23.04.2020

Klammeraffen heißen auf Englisch Spider Monkeys, weil sie ihren Schwanz wie einen weiteren Arm benutzen und dadurch aus der Entfernung wie eine Spinne aussehen, der die Hälfte ihrer Beine abhandengekommen ist. Der deutsche Name gefällt mir besser, weil ich mich bisher immer in das am Bauch hängende Affenbaby, oder das umsorgende Elternteil hineinversetzt habe und weil ich an das GIF mit den zwei Affen denken musste, die aufeinander zu rennen und sich in die Arme fallen. Das Klammern auch kletten, nicht loswerden, festhalten heißen kann, kam mir dabei nie in den Sinn.

Die Deutung dessen überlasse ich voller Mitleid und Anerkennung den mitlesenden Germanstikstunden:innen, die an diesem Band der Gesamtausgabe verzweifeln (wenn man dann überhaupt noch von Bänden und Gesamtausgaben spricht).

22.04.2020

Liste der Dinge, die ich vermisse

  • Flohmarktbücherkistenfinger
  • Tanzen
  • Fröhliches Gewusel
  • Körperspiel
  • eine Richtung
  • […]
  • die notwendigen Maßnahmen und grundlegenden Veränderungen
  • und die Leichtigkeit

21.04.2020

Fast jeden Morgen, auf dem Meditationskissen und mit dem Abdruck der Gymnastikmatte auf dem Rücken, ein Blick in die Gesamtausgabe, damit ich irgendwann auf alle Gedichte zumindest einen Blick geworfen habe:

Nach dem kleinen Zusammenstoß
– ein Druck der Lippe genügt –,
wenn ich eine Wolke werde
oder ein Schiff ohne Anker
auf deinem Meer
oder, ganz einfach,
eine andere Form
für dich,
was wird aus mir?
Und wie vermeidest du‘s,
am nächsten Morgen
ein wenig befangen zu sein?

 

20.04.2020

Ehrlich annehmen was ist. Nicht bewerten. Nicht begründen müssen.

19.04.2020

Florentin und Stefan reden über Autobahnraststätten. Florentin vergleicht sie mit Weltraumstationen, Stefan mit der Mos Eisley Cantina und beide haben natürlich recht. Die Idee der Weltraumraststätte ist die perfekte Verbindung von Science-Fiction und Western. Der Traum von Stars Wars mit dem Witz von Douglas Adams und Rick & Morty.

Die besten Beispiele dafür findet man in Animationsfilmen und Comics. Manchmal ist es mehr Tankstelle/Werkstatt, manchmal mehr Bar/Casino, aber immer etwas zwielichtig und dreckig. Am besten auf einem grauen, namenlosen Mond, der seine Umlaufbahn verloren hat und wie beim kleinen Prinzen klein genug ist, dass sich darauf nicht verlaufen kann. Hier treffen auf engem Raum und unter flackernden Lampen gestrandete Abenteurer, Händler, Verbrecher, Heimatlose und Touristen aufeinander. Hinter dem Tresen steht ein gefährlich aussehendes Wesen mit Tentakeln und sorgt dafür, dass nur vor der Tür gemordet wird.

18.04.2020

Im Traum zerschmettere ich brüllend einen Teller auf die Fliesen, um zu zeigen, wie wütend ich bin und den anderen zu zeigen, dass ich mich dafür nicht zu schäme. Beim aggressiven Auffegen werden aus den Scherben gekochte Linsen und Fahrradkettenglieder. Die Mischung riecht Balsamico Essig, dampft warm und am Ende reicht mir der Haufen bis zur Hüfte. Ich stochere im warmen Berg wie in einem Misthaufen.

17.04.2020

WIE? Du sprichst nicht fast alle deine Gedanken einfach aus und versuchst sie, während sie dir über die Lippen kommen, zu deuten wie seltsame Träume die einen den Teebeutel vergessen lassen? Na gut, ich kann auch nur unter Gewaltandrohung und Maulkorb Überraschungen für mich behalten und mein Gesicht hört Sätze wie: „Deine Stimmung hat sich gerade verändert. Gerade warst du noch froh, jetzt melancholisch.“ Aber das passiert, wenn man sich so weit öffnet, dass der Wind pfeift. Beides ist wahr, nur nacheinander und eigentlich zählt nur der Fluss, die Richtung, aber die ist manchmal schwer zu erahnen, wenn der Horizont am Moment zu enden scheint und man auswendig gelernt hat dem Moment zu misstrauen, obwohl er doch alles ist.