Monat: Juli 2020

24.07.2020

Ausschnitte aus dem Selbstgespräch vor der erfolgreichen Rückkehr an den Schreibtisch, an einem Freitagvormittag im Juli, kurz bevor die Wochenziele wehmütig aber verständnisvoll aufgegeben werden, denn knapp vorbei ist schließlich immer noch über 90 Prozent:

Was passiert ist, ist passiert. Sich von Schuld oder Scham nicht komplett einnehmen zu lassen, bedeutet nicht, es zu ignorieren oder keine Verantwortung dafür zu übernehmen. Ich bin fehlbar. Wenn ich etwas fühle, dann glühe ich. Ich kann meinen Selbsthass genauso wenig verstecken wie meine Erregung. Ich bin einnehmend, aber ich kann lernen, besser zu erkennen, was dieses Ich alles einschließt, wenn es sich aufbläht; was dann zu mir gehört und was wirklich Wirklichkeit ist. Ich kann lernen, liebevoller und rücksichtsvoller zu allen zu sein, die von dieser Sphäre eingeschlossen werden, inklusive mir.

[…]

In einer Folge Harmontown geht es um Kuchen. In Kuchenmetaphern kann ich denken. Ich habe eine begrenzte Menge an Kuchen und warum sollte ich den für Dinge verschwenden, die mir die Freude am Kuchen vermiesen? Ich kann den Kuchen auch nur genießen, solange ich nicht die Menschen vergraule, die mir Mehl, Milch und Eier geben. Und Kuchen zu verteilen, macht viel glücklicher, als ihn alleine zu essen.

23.07.2020

Pro Tonne Recyclinglasscherben dürfen nur 20 Gramm Verunreinigungen (also zum Beispiel Metall oder Keramik) enthalten sein, wenn daraus neue Flaschen gemacht werden sollen. Alles darüber akzeptiert die Glashütte nicht. Aber wie rechnet man das jetzt in toxisches Verhalten pro Tag um? Wie viel Selbstdistanzstrahlung verträgt eine Umwelt, bevor Isolation angeordnet werden muss? Die weißen Ingenieure mit grauen Haaren und Schutzbrillen schauen verlegen auf ihre sauberen Arbeitshandschuhe.

22.07.2020

Nicht nur mit der Figur eifere ich Elton John nach,
Don’t Go Breaking My Heart,
Sorry Seems To Be The Hardest Word
und Rocket Man
sitzen langsam und das Klavier steht nicht mehr so angespannt in der Ecke. Mittlerweile hat es verstanden, hier, wo es seinem Lebensabend verbringen wird, hat es keine Feiertagskonzerte mehr zu erwarten, sondern nur Weinflecken und Popbegleitungen zu mittelmäßigem, unironischem Gesang.

21.07.2020

Juli 2020: Der Planet scheint verloren, die EU ist zerstritten, in den USA entführen Polizisten ohne Abzeichen Demonstrant:innen und in Deutschland verschwinden Munition und Sprengstoff aus Beständen der Bundeswehr und Nazis missbrauchen die Mittel des Rechtsstaats. Ich sitze in der Morgensonne auf dem Balkon, trinke meinen grünen Tee und denke an Sex. Alles furchtbar schön und schrecklich grundsätzlich zugleich.

20.07.2020

Körperlich und sozial erschöpft dem Sturzregen zuhören und erst später die Pfütze unter dem Küchenfester wegwischen.

19.07.2020

Alles abbauen und der lange Weg nach Hause.

18.07.2020

Campingkocher, Paddeln, Schlafsack