Jahr: 2020

14.06.2020

So ein Sonntag. Mit Sonntagsfrühstück, Zeitung scrollen, Bad putzen, einem Videoanruf mit Oma, einem klassischen Telefonat mit Mama, Spaziergang zum Vietnamesen, mit Kuchen, Balkonbräune, Haarschnitt, Händchen halten, Tacos und einem Essay zum Nachtisch.

13.06.2020

Heute (gestern) existiert nicht. Es ist der erste Tag seit Wochen, der keinen Eintrag in meinem neuen Tagebuch-Notiz-Schreibdenk-System hat. Ich weiß nur noch, dass er damit endete, dass ich mich darüber aufgeregt habe, dass es auf keiner der großen Plattformen den originalen Blade Runner auf Englisch zu leihen oder kaufen gab und das wir den Film dann schließlich in die Illegalität getrieben zwar in HD streamen konnten, aber ohne vorher zu wissen, welcher der vielen Schnittfassungen wir da eigentlich sehen werden. Auf allen Ebenen Barbarei.

12.06.2020

Aufgeregtes durch die Wohnung rennen (dabei ist es doch viel zu schwül um sich ohne Tropenhelm zu bewegen) weil fremde vertraute Menschen aus dem Internet auf mich reagieren und ich mich nicht verstecken kann. Das passt sogar zur Arbeit, die der Anlass ist, und für ich mich schäme, weil sie viel zu viel auf einmal will, nett zu lesen aber nicht wirklich argumentierend. Selbstsetzung, sich verletzlich machen ohne auswendig gelernten Text und die Als-Ob-Distanz der Bühne. Als wäre das keine Rolle und keine Pose. Taumelnd ins Wochenende taumeln, grinsend erlöst ins Angstmesser.

11.06.2020

Im Regen rennen und die Gedanken rennen mit.

10.06.2020

Podcastverlust ist Identitätsverlust. In einer Nicht-Zeit, in dem alle Räumlichkeit von einem ins scheinbar unendliche ausgedehnten Nicht-Ort geschluckt ist, klingt ein Versprechen von Zukunft und Zeitlichkeit aber eigentlich ganz verlockend.

09.06.2020

Gelegentlich überquere ich Ampeln, ohne auf der anderen Straßenseite anzukommen. Dann biege ich mit dem Fahrrad links ab und werde teil des Verkehrs. Habe ich die Meter vor der Ampel das Fahrrad geschoben, gehe ich nach dem Aufsteigen in einen unsichereren (gefährlicheren) Zustand über. Bin ich vorher auf dem Bürgersteig gefahren, ist es jedoch eine sichere (rechtmäßige) Zustandsveränderung. Von außen betrachtet ist die Handlung ab dem Moment, in dem ich mich in Bewegung setze, die gleiche, aber ich erlebe sie als grundverschieden. Und selbst wenn man mich vorher beobachtet hätte, wüsste man immer noch nichts von den Regeln, Werten und Gefahrenvorstellungen, aufgrund derer ich meinen Bewegungsablauf beobachte und bewerte.

Es ist kompliziert und den Gegenwartsbezug gibt es zum selber ausmalen. Das kommt davon, wenn die Kopfhörer kaputt sind und man beim Fahrrad fahren die Gedanken nicht mit einem Podcast im Bürgersteigohr beisammen halten kann. Da soll mir keiner, dass das sicherer sei, so zu fahren.

08.06.2020

Ich treffe eine Alpenwanderentscheidung – die Laufschuhe werden schon reichen – und springe mir mit diesen Schuhen beim Basketball spielen kurz danach zwei große Blasen an die Füße. Aber das sind ja völlig andere Bewegungen. (Oder???)