Ich betrete den arabischen Juwelier durch eine schwere gepanzerte Tür, schlage mich durch Berge an Goldketten bis zur Ladentheke durch und baue mich wenig überzeugend vor dem bulligen Mann mit diamantbesetzter Kette auf: „Äh ja, hallo, wechseln Sie auch Batterien von Uhren?“ Während ich ein minimalistisches Modell von Braun vom Arm nehme, blitzt an seinem eine ungefähr kartoffelgroße goldene Rolex. „Kannst in einer halben Stunde wiederkommen. Fünf Euro.“
Jahr: 2020
18.11.2020
Direkt nach dem Frühstück muss ich durch die Menge an fremden, maskenlosen Gesichtern radeln, die aus ihren Wohnwagen und Reisebussen Richtung Brandenburger Tor kriechen. Sie tragen Kreuzen, Friedenstauben, Reichskriegsflaggen, Schwarz-Rot-Gold und laminierte Botschaften in A4 um den Hals. Sie schauen grimmig verschlafen und machen mir Angst. Der kreisende Hubschrauber gibt mir recht.
17.11.2020
Triathlon! (Aufgrund von Einsparmaßnahmen wird das Schwimmen mit dem Radfahren zusammengelegt und das Becken durch anhaltenden Nieselregen ersetzt.)
16.11.2020
Die kleine „Jetzt bleibt mir nur noch Schlafen zu gehen“-Verzweiflung setzt ein, noch bevor ich anfange, über einen Blogeintrag für den Tag nachzudenken. Mein Unterbewusstsein weiß wohl mittlerweile, dass ich die Einträge oft erst am folgenden Tag schreibe und mir deshalb auch nicht böse bin. Der nächste Schritt (nach der Erkenntnis) wäre das Schlafen gehen nicht mehr als notwendige fremdbestimmte Konsequenz aus mangelnder Konzentration und Energie zu betrachten, sondern als … Entspannung? Dafür bräuchte es aber eine Übergangsphase zwischen Laptop und Bett, eine extra Stunde im Tag, also einen kürzeren Tag, einen früher begonnenen Tag oder einen Tag, der sich mit(noch) weniger zufrieden gibt und die letzten Schreibaufgaben vor das Abendessen legt. Entspannen ohne YouTube und Co. neu lernen? Schwierig, schwierig, schwierig …
15.11.2020
Tagesaufgabe: Nicht mit Geräuschen oder „mmh“-Lauten antworten, sondern nur in ganzen Aussagen, denn offenbar werden die oft ganz interpretiert als von mir intendiert. Das ist schwieriger als erwartet, passiert häufiger als gedacht und auch viel anstrengender, weil ein zustimmender Laut der Anteilnahme keine weitere Haltung und kaum Verantwortung für den Verlauf des Gesprächs übernehmen muss. Die positive Kehrseite ist die erzwungene achtsamere Geisteshaltung für die eigene Rolle im Dialog: Was sage ich und warum.
14.11.2020
Den Skip-Bo Sieg schreibe ich den Schokoladenlebkuchen, den sauren Katzen und der Tafel Schokolade „Gebrannte Mandeln“ zu, die wir während der Partie verschlungen haben. Das Gewinner-Verhältnis ist die gleiche Masse Lebkuchen und Weingummis zu je einem drittel Schokolade.
13.11.2020
Hauptsächlich Lebenserhaltungsadministration (MRT und ALDI)